Mordfall Beate S.: Über Mord am Telefon geredet — Polizei hört mit

Vor dem Landgericht wurden am Montag Aufzeichnungen von Telefonüberwachungen vorgespielt.

Krefeld. Der Plan der Mordkommission ging auf. Als sie Birgit K. einen V-Mann nach Hause schickte, der an der Haustür in Wegberg klingelte und von „der Sache Camesstraße“ sprach, passierte genau das, womit die Ermittler gerechnet hatten: Die 41-Jährige griff zum Telefonhörer, rief ihren Mann an und äußerte nackte Angst über Mitwisser.

Damit war für die Beamten klar: Birgit K. muss in irgendeiner Art und Weise an dem Mord von Beate S. (75) beteiligt gewesen sein oder zumindest Kenntnis über eine Verstrickung ihres Mannes haben. Das geht aus mehreren Telefongesprächen hervor, die sie noch an diesem Tag mit Stefan K. (43) führte — und die allesamt von der Polizei abgehört wurden. Aufzeichnungen der Überwachung sind am Montag im Mordprozess vor dem Landgericht abgespielt worden.

Bei den Telefonaten zeigte sich der 43-Jährige stets kurz angebunden, aber auch sehr sachlich, kühl und emotionslos. Während Birgit K. den Mann vor der Tür als Rocker-Typ mit Tätowierungen, Schnäuzer und langen Haaren beschrieb, erklärte Stefan K., sie solle sich keine Sorgen machen: „Ich regle das.“ In weiteren Telefonaten schilderte er auch, wie er sich das vorstellt: „Ich rufe meine Leute an, dann wird der platt gemacht“ oder „Ein Anruf, dann ist der morgen im Arsch“ bis hin zu „Der wird morgen tot sein“. Mal sagte er wie selbstverständlich, er könne sich sehr gut vorstellen, wer der Mann sei und werde „die Russen“ zu ihm schicken. Dann überlegte er, warum der Mann an der Haustür nach seiner Handynummer gefragt hatte: „Meine Bekannten haben die doch alle.“

Gemeinsam mit seiner Frau rätselte er aber auch darüber, woher der Mann die Adresse in Wegberg hatte. Nicht einmal der Mönchengladbacher Zuhälter Hristo I. (31), den Stefan K. mit dem Mord an Beate S. beauftragt haben soll, habe diese gekannt. Auch ihn rief er nach dem V-Mann-Besuch an.

Der Gedanke, dass kriminelle Kreise wüssten, wo sie wohnen, ließ Birgit K. nicht ruhen: „Ich bin ein Nervenbündel“, sagte sie am Telefon. Den Hinweis ihres Mann, er werde sich um alles kümmern, kommentierte sie mit: „Nicht, dass die sich jetzt um mich kümmern.“ Als bei einer Telefonaufzeichnung plötzlich die Stimme des zwölfjährigen Sohnes der Eheleute K. zu hören ist, bricht die 41-Jährige in Tränen aus. Bislang hatte sie auf der Anklagebank kaum Gefühlsregungen gezeigt.

Der Anwalt von Stefan K. hält den Einsatz des V-Mannes und daher auch die Verwertung der Telefonüberwachung für rechtswidrig. Diese Ansicht teilt das Landgericht allerdings nicht.

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