Polizei Mord in Krefeld: Hinweise aus Bevölkerung liefern heißeste Spur (mit Video)

Vieles deutet derzeit darauf hin, dass der 79-jährige Rentner Opfer eines Raubmordes geworden ist. Die Polizei warnt vor Personen, die sich an der Haustür nach Wertsachen erkundigen.

Die Polizei hat am Freitagmorgen ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse im Mordfall an der Drießendorfer Straße präsentiert.

Die Polizei hat am Freitagmorgen ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse im Mordfall an der Drießendorfer Straße präsentiert.

Foto: Pasch

Krefeld. Vieles deutet derzeit darauf hin, dass der 79-jährige Werner L. Opfer eines brutalen Raubmordes geworden ist. Die Mordkommission ermittele in alle Richtungen, aber durch Hinweise aus der Bevölkerung wurde die Polizei darüber informiert, dass der Verstorbene kurz vor seinem Tod Kontakt zu zwei dem 79-Jährigen unbekannten Frauen hatte, die offenbar Interesse an den Antiquitäten des Rentners hatten. Die Polizei hat die Leiche des Ermordeten am Mittwochabend geknebelt auf dem Boden seiner Wohnung gefunden. Arme, Beine und Mund waren mit Panzerband umwickelt, so dass sich der 79-Jährige nicht mehr bewegen konnte.

Eine Obduktion der Leiche habe am Donnerstag ergeben, dass ein Ersticken des Mannes todesursächlich gewesen ist.", sagt Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann. "Das Panzerklebeband war nicht nur um die Arme und die Beine gewickelt, sondern auch in etlichen Touren um den Kopf und über die Atmungsorgane, so dass der Mann nicht mehr atmen konnte", erklärt der Ermittler weiter. Werner L. sei "elendig erstickt".

Die Mordkommission habe am Donnerstag die Ermittlungen übernommen und umfangreiche Befragen unter den Anwohnern der Drießendorfer Straße durchgeführt. Dabei habe eine Zeugin berichtet, dass sie den Verstorbenen zuletzt am Montag, den 24. Oktober, um 14.40 Uhr gesehen habe. Eine Nachbarin habe ausgesagt, dass sie den 79-Jährigen noch am Dienstagmorgen um zehn Uhr in seiner Wohnung gehört habe. Dabei habe es sich um "unverdächtige Geräusche" gehandelt, die sonst auch aus der Wohnung des Rentners wahrnehmbar gewesen seien. Das Haus sei recht hellhörig, so Hoppmann. Die Polizei gehe daher davon aus, dass Landscheidt am Dienstagmorgen noch gelebt habe.

Werner L. sei "sehr rüstig" gewesen und relativ viel in der Stadt unterwegs gewesen. Viele würden ihn vom Sehen kennen, auch wenn sie nicht wüssten, wie er hieß. Er habe zurückgezogen und allein gewohnt. Zu einer in der Nähe seines Wohnortes lebenden Familie habe er aber regelmäßigen Kontakt gehabt. Auch diese habe ihn vor seinem Tod vermisst, da er mehrere Tage nicht erschienen war.

"Herr Landscheidt hatte eine so geringe Rente und kam mit dem Geld so schlecht aus, dass er die Stromrechnung nicht bezahlen konnte", sagt Hoppmann. Das sei für die Polizei eine wichtige Information, da er abends kein elektrisches Licht in der Wohnung gehabt habe.

Werner L. sei ein leidenschaftlicher Sammler gewesen. "Seine ganze Wohnung steht voll wie ein Museum. "Das sind Messinggegenstände, das sind Kelche und Porzellanfiguren oder Holzfiguren aus dem afrikanischen Bereich." Den Ermittlern sei noch nicht klar, wie hoch der Wert der gefundenen Gegenstände sei. Ein Spezialist solle das untersuchen. "Leider wissen wir im Moment auch noch nicht, was genau fehlt", sagt Gerhard Hoppmann von der Mordkommission. Wenn die Spurensuche in der Wohnung abgeschlossen ist, solle das mithilfe von Bekannten des Verstorbenen ermittelt werden.

Von Händlern der An- und Verkaufsgeschäfte haben die Ermittler erfahren, dass der 79-Jährige "hunderte Geschäfte" gemacht hat. Landscheidt habe seine Wertgegenstände als Pfand abgegeben und so Geld in Höhe von "zigtausend Euro" geliehen. Pfandscheine seien aber bisher nicht in der Wohnung des Verstorbenen gefunden worden.

In der Wohnung sehe es danach aus, dass einige Gegenstände zur Mitnahme aufgestellt wurden. Deutlich sei zu sehen, dass die Wohnung durchwühlt worden ist. "Es sieht für uns also auf jeden Fall nach einem Raub aus", sagt Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann.

Weiterhin warnen die Beamten vor Personen, die bevorzugt bei älteren Menschen klingeln, um sich nach deren Wertgegenständen zu erkundigen. Die Polizei bittet darum, sich bei Verdacht unter der Rufnummer 110 zu melden.

Vor circa zwei Wochen habe Werner L. einer befreundeten Familie und einer weiteren Zeugin erzählt, dass eine "hübsche", circa 20-jährige Frau bei ihm geklingelt habe. Er habe die junge Frau, die ihm anbot, für ihn zu putzen, in seine Wohnung gelassen. Sie sei von den vielen in seiner Wohnung ausgestellten Antiquitäten, begeistert gewesen. Bekannten gegenüber sprach er nach Polizeiangaben von einem "Zigeunerweib".

Zwei Tage später sei die junge Frau in Begleitung einer circa 40-jährigen Frau wieder gekommen. Auch diese Frau bezeichnete er als "Zigeunerin". Er habe beide Frauen in seine Wohnung gebeten und auch die 40-jährige sei von der Wohnung begeistert gewesen. Sie erzählten von ihrem Versuch, ihn anzurufen, um für ihn zu putzen.

Der 79-Jährige merkte an, dass er gar kein Telefon habe. Daraufhin wollten beide unbedingt einen Teppich aus der Wohnung mitnehmen und reinigen, was er aber abgelehnt habe. Die Frauen wollten am Freitag, den 21. Oktober, um 16 Uhr, wiederkommen. Seine Bekannten rieten ihm dringend davon ab, nochmals die Türe zu öffnen und sie in die Wohnung zu lassen. Er solle stattdessen die Polizei anrufen. Dazu habe er geäußert, dass er sich schon zu wehren wisse. Fest steht, dass Werner L. vor dem Termin am 21. Oktober seine Wohnung verließ.

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