Mit Callcenter 450 000 Euro ergaunert?

Zwei Brüder sind wegen Betrugs an Teilnehmern von Gewinnspielen angeklagt.

Krefeld. Vor dem Landgericht müssen sich seit Mittwoch zwei Inhaber eines Callcenters verantworten. Den Brüdern aus Krefeld wird vorgeworfen, Kunden für die Teilnahme an Gewinnspielen geworben und sich an diesen per Computerbetrug bereichert zu haben, ohne die versprochenen Leistungen zu liefern.

Zwischen 2009 und Ende 2012 seien mehr als 400 000 Euro durch Lastschrifteinzüge eingenommen worden. Zusammen mit dem widerrechtlichen Eintreiben nicht berechtigter Forderungen durch ein beauftragtes Inkassounternehmen beläuft sich der Gesamtschaden auf rund 450 000 Euro.

Der erste Verhandlungstag machte deutlich, wie undurchsichtig und verworren die Abwicklung dieser Geschäfte ablief. So hatte die DH Marketing GmbH der Angeklagten durch den Betrieb eines Callcenters Kunden für einen Gewinnspieleintragungsdienst akquiriert. Die Gesellschaft war dabei nur Subdienstleister von anderen Unternehmen — unter anderem vom tatsächlichen Dateninhaber.

Der Staatsanwalt wirft den Angeklagten vor, entgegen des Vertrages nur jede vierte Kundenadresse an den Gewinnspieleintragungsdienst weitergegeben zu haben. Darüber hinaus seien Daten an zwei Dienstleister gegangen, die im Auftrag des Callcenters mehr als 400 000 Euro an Lastschriften eingezogen hätten. Das Inkassounternehmen hatte zudem über 1800 Personen zur Zahlung aufgefordert, wobei rund 250 Geschädigte aus Angst vor Zwangsmaßnahmen gezahlt haben.

Der 31-jährige Hauptangeklagte hatte zudem für ein selbst ersonnenes Gewinnspiel eine eigene Kundendatei aufgebaut und über den Dienstleister angeboten.

Bei der Suche nach der Wahrheit muss sich das Gericht nun durch die bei den Firmen beschlagnahmten Aktenberge und das Vertragsdickicht kämpfen.

Am fünften Juni sollen Verantwortliche der beteiligten Firmen befragt werden. Der 24-jährige mitangeklagte Bruder hatte mit den betrügerischen Geschäftsabläufen offenbar nichts zu tun, ist aber als Geschäftsführer mitverantwortlich. wop

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