Mevissenstraße: Unternehmer stehen vor den Ruinen ihrer Betriebe

Durch das Feuer im Gewerbegebiet Englische Kaserne stehen zehn Handwerksbetriebe vor dem Aus, doch sie wollen nicht aufgeben.

Krefeld. Das verkohlte Autowrack ist erst auf den zweiten Blick als Porsche erkennbar. Auch eine teure Moto Guzzi-Maschine steht verglüht in der Halle. An der Wand der Hinweis „No smoking“. 20 der ehemaligen Garagen im Gewerbegebiet Englische Kaserne sind völlig ausgebrannt. Auf der Straße türmen sich meterhoch die verstümmelten und verkohlten Reste von Büros und Werkstätten.

Etwa 15 bis 20 Prozent der zu vermietenden Flächen im nördlichen Bereich der Kaserne mit der Ausfahrt zur Mevissenstraße haben die Besitzer Stephan van der Kooi und Peter Erbe in Folge des Großbrandes im Holzland Roeren verloren. Van der Kooi: „Es ist bitter. Aber wir packen das, wir schauen nach vorne. Wir bauen wieder auf.“ Allerdings sind noch viele Fragen offen.

Immer noch qualmt es am Mittwoch in den Ecken, ein Sachverständiger der Bayerischen Landesbrandversicherung fotografiert. Ein Statiker war noch nicht hier. Er muss den baulichen Zustand der denkmalgeschützten Gebäude beurteilen. Davon hängt die Zukunft der zehn Handwerksbetriebe ab und von der Kulanz der Versicherungen.

Dirk Gooßens, Chef der Schreinerei Multiplexx mit sechs Mitarbeitern, hat am Donnerstag den ersten Termin mit seiner Versicherung. „Keine Ahnung, wie das laufen wird.“ Von dem einst 523 Quadratmeter großen Geschäft sind gerade einmal rund hundert Quadratmeter vom Feuer verschont geblieben. Auf „einen ziemlich hohen sechsstelligen Betrag“, schätzt Gooßens, der als erster Mieter 2007 hier einzog, seinen Schaden. Aber auch er schaut nach vorne. „Ich habe randvolle Auftragsbücher.“ Van der Kooi hat für das Multiplexx als Ausweichwerkstatt eine Halle an der Pestalozzistraße angeboten.

Verbrannt sind auch die Träume von Mirko Don in seiner Werkstatt „Donmotions“ in Halle 25. Dort stand u.a. sein Demonstrationsmodell für eine neuartige Gewinnung von Windenergie. Die hat er sich patentieren lassen und sollte sie in Kürze dem Fraunhofer Institut vorführen. „Keine Ahnung, wie es weitergehen soll“, sagt er leise und schüttelt den Kopf.

Karl Heinz Schauer hat mit seiner Elektrofirma Glück gehabt. Sie ist heil geblieben. Umso schwerer hat es seinen Schwiegersohn Stefan Riddermann mit seinem Betrieb „79gradminus“ erwischt. Mit seiner Trockeneisstrahlreinigung hatte er noch im Juni den ersten Krefelder Gründerpreis erhalten. Die rund 300 Quadratmeter-Werkstätten des Kfz-Meisters sind nur noch verkohlte und rußverschmierte Ruinen.

Neben dem Motorrad und dem Porsche sind außerdem ein alter VW-Bully und ein Mercedes von 1985 ein Raub der Flammen geworden. Lediglich ein Opel-Manta konnte gerettet werden. Schauer schätzt den Schaden auf rund eine halbe Million Euro.

Im Raum steht der Vorwurf der WDR-Lokalzeit, vieles hätte gerettet werden können, hätte die Feuerwehr die Mieter früher auf das Gelände neben Holz Roeren gelassen. Peter Erbe widerspricht heftig. „Die Feuerwehren haben einen Super-Job gemacht. Das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dass das Feuer auf unsere Gebäude übergriff, war nicht abzusehen. Erst spät in der Nacht, so gegen zwei Uhr, weitete sich ein kleines Glutnest im Dach zum rasenden Feuer aus. Da war es dann zu spät. Das war nicht vorauszusehen.“

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