Lokalsender : Alle Kraft geht in den Morgen
Krefeld Der Marketingclub Krefeld bot mit Welle Niederrhein eine „Zeitreise durch die Radiogeschichte.“
Am 29. Oktober 1923 war es eine Art Revolution, als aus dem Berliner Vox-Haus im Tiergarten erstmals eine Radiosendung in die deutschen Wohnzimmer gefunkt wurde. Information, Unterhaltung und Musik in einem Medium. Das hatte es vorher nicht gegeben. Doch wo steht das Radio heute, in Zeiten des Internets und seiner Verästelungen, das die gesamte Medienbranche aufwirbelt und zu neuen Lösungen zwingt wie nie zuvor. „Auf Zeitreise durch die Radiogeschichte“, so hieß ein Informationsabend des Marketings-Clubs Krefeld, der am Donnerstag ins Medienhaus an der Rheinstraße geladen hatte. 85 Gäste waren der Bitte gefolgt und lauschten dem Vortrag von Kay Fremdling, Prokurist bei der Pressefunk GmbH und der Betriebsgesellschaften der Lokalradios sowie Sven Ludwig, seit drei Jahren Chefredakteur der Welle Niederrhein.
Vom Röhrengerät bis
ins digitale Zeitalter
Von den Anfängen der Röhrenradios hin zu Transistoren bis zu den Smartphones der Gegenwart. Die Technik hat sich gewandelt – und so auch die Geschwindigkeit. „Früher war das Radio das schnellste Medium. Das hat sich aber mittlerweile geändert“, sagte Ludwig etwas wehmütig. Die Aufgaben aber sind weiterhin vielfältig und anspruchsvoll. Journalismus bleibt Journalismus. „Wir müssen planen, planen, planen“, so der Chefredakteur. Denn die Themen will auch der privatfinanzierte Lokalfunk, den es in Deutschland seit 1984 gibt, am liebsten selbst setzen. Alles müsse stimmig sein: „Nichts lässt sich versenden. Alles wird draußen irgendwie gehört.“
Fremdling spielte den bekannten Jingle ein: „Radio geht ins Ohr, bleibt im Kopf“ und sekundierte über den Umfang der Arbeit und Technik: „Es ist ein kostenintensives Produkt. Es ist nicht damit getan, einfach Platten aufzulegen.“
Heute arbeiten bei der Welle Niederrhein vier Redakteure, zwei Volontäre sowie bis zu acht freie Journalisten. Der Sender hat eine Reichweite für insgesamt neun Kommunen in Krefeld und dem Kreis Viersen. Vor allem am Vormittag, in der „Primetime“ von 6 bis 10 Uhr, müsse alles passen, so der eigene Anspruch. Wie bei einer Tageszeitung sei dies die Titelseite. „Es heißt bei uns: Alle Kraft in den Morgen“, sagt Sven Ludwig.
Radio, das sei für die Menschen immer noch das Begleitmedium Nummer eins, auch wieder am Nachmittag, auf dem Weg nach Hause. Für die lokalen Sender gehe es darum, auf das zu fokussieren, was vor Ort bewegt. „Kein Gemischtwarenladen, sondern relevante Themen“ stünden im Vordergrund, attraktiv aufbereitet. Wie auch bei der Tageszeitung sind beim Radio nach wie vor Meinung und Haltung gefragt. Die Einordnung in den Gesamtkontext darf nicht fehlen. Der Moderator soll eine Person für den Hörer sein, der man vertraut. „Die Moderatoren sind die Aushängeschilder“, so Ludwig.