Prozess Polizisten-Würger vor Gericht

Krefeld · 33-jähriger soll Beamten fast stranguliert und geschlagen haben. Das Opfer sagte, so viel Gewalt habe es noch nie gesehen.

 Ein 33-Jähriger soll einen Polizisten mit einem Umhängegurt fast stranguliert haben.

Ein 33-Jähriger soll einen Polizisten mit einem Umhängegurt fast stranguliert haben.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

„In meinen fast 40 Dienstjahren habe ich noch nie so eine Gewaltentwicklung bei einem Menschen erlebt“, sagte ein 55-jähriger Polizist über einen Angeklagten, der ihn mit einem Umhängegurt fast stranguliert haben soll. Der 33-jährige Mann aus dem Kosovo muss sich unter anderem wegen versuchten Totschlags und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor dem Landgericht verantworten.  Am Donnerstag begann der Prozess.

Eigentlich hätten er und sein Kollege von der Personenfahndung nicht mit viel Widerstand gerechnet, sagte der Polizist im Zeugenstand. Sie seien am 24. Mai in einem Fahrzeug auf dem Südwall unterwegs gewesen, als sie einen Mann zu erkennen glaubten, der per Haftbefehl gesucht wurde. Von dem waren keine großen Gewaltausbrüche bekannt. Daher seien sie ihm in eine Gaststätte an der Breite Straße gefolgt.

Dort eskalierte die Situation. „Mein Kollege zeigte seinen Dienstausweis und ich meine Kriminalmarke. Wir forderten den Mann auf, sich auszuweisen.“ Das tat dieser auch – mit Papieren aus Italien, welche die Polizisten als gefälscht erkannten. Als sie ihm sagten, dass er zur Wache mitkommen müsse, sei der Angeklagte „explodiert“. Er soll um sich schlagend versucht haben, zur Tür zu kommen. Nur mit Mühe hätten sie den durchtrainierten Mann davon abhalten können.

Mehrere Minuten hielt der Kampf an. In dessen Verlauf sei er nach einem Tritt auf ein Knie gefallen, schilderte der Polizist. Daraufhin habe der hinter ihm stehende Angeklagte den Gurt seiner Umhängetasche ergriffen und kräftig daran gezogen. Der Gurt habe sich um seinen Hals gelegt und ihm die Luft abgeschnürt. „Ich habe meine Umgebung nicht mehr wahrgenommen und konnte nur noch röcheln.“ Auch seinen Kollegen, der wohl hinter ihm mit dem Angeklagten kämpfte, konnte er nicht sehen.

Mit einer Hand habe er schließlich seinen Schlagstock ziehen können und damit dem Angeklagten gegen das Bein geschlagen. So habe er sich befreien können. Die beiden Polizisten hätten den Mann schließlich zu Boden bringen und ihm Handschellen anlegen können. Alle Beteiligten trugen Schnitt- und Schürfwunden davon. Außerdem erlitt der 55-Jährige Würgemale am Hals.

Der Angeklagte gab zu, dass es zu dem Kampf gekommen war. „In dieser Situation wollte ich nur noch raus, weil ich Angst hatte, festgenommen zu werden.“ Auf keinen Fall habe er mit auf die Polizeiwache gewollt und sich daher gewehrt. Allerdings habe er den Gurt nicht mit dem Willen ergriffen, den Polizisten zu erwürgen. Das sei unabsichtlich passiert.

Der Prozess soll am nächsten Dienstag fortgesetzt werden.

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