Sicherheit und Ordnung Lutherplatz: Das Ordnungsamt kommt jetzt jeden Tag vorbei

Wildes Urinieren, Lärm und Dreck – und das in unmittelbarer Nähe zu einer Kindertagesstätte. Die Stadt Krefeld hat in den vergangenen Wochen auf die Beschwerden über die Trinkerszene am Lutherplatz reagiert und eine mobile Kontrolleinheit vor Ort eingerichtet.

 Zwei Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren am Lutherplatz die Trinkerszene.

Zwei Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren am Lutherplatz die Trinkerszene.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seit Ende Juni ist der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 23.30 Uhr auf dem Lutherplatz und Umgebung präsent. Mit Erfolg, wie die Stadt befindet. „Mit Blick auf die vg. Zahlen ist festzustellen, dass diese rückläufig sind – der Alkoholkonsum im Bereich des Lutherplatzes hat sich wahrnehmbar vermindert“, teilt ein Stadtsprecher mit.

Sämtliche Maßnahmen seien immer darauf gerichtet, die Konfrontation zwischen den Kita-Mitarbeitenden, Eltern und Kindern sowie Platzbesuchern einerseits und der Klientel auf dem Lutherplatz andererseits zu vermeiden. Die Mobile Wache bewirke durch die reine Vor-Ort-Präsenz bereits „sozialadäquates Verhalten“. So hätten sich in 75 Fällen Störer nach einfacher Ansprache und sensibilisierenden Gesprächen einsichtig gezeigt, heißt es aus dem Rathaus.

Einsätze zur Strafverfolgung und Gefahrenabwehr

Die Lage scheint sich ein wenig beruhigt zu haben. Doch wie beunruhigend oder belästigend war die Situation überhaupt? Handelte es sich sogar um einen kriminellen Schwerpunkt? Auf Nachfrage erklärt die Krefelder Polizei: „Bei einer Recherche für die Monate Juni und Juli 2020 ergeben sich sowohl Einsätze zur Strafverfolgung als auch zur Gefahrenabwehr. Gleichwohl ist hier die ‚Trinkerszene’ nicht immer Anlass des Einsatzes“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer. Einen erheblichen Anteil der Einsätze würden Hinweise aus der dortigen Notunterkunft für Obdachlose ausmachen, „wenn Hausverbote erteilt und ignoriert werden. In diesen Fällen wird die Polizei natürlich tätig.“

Die Obdachlosenunterkunft wird von der Diakonie betrieben. Deren Geschäftsführer, Ludger Firneburg, sagt: „Wichtig ist zunächst, die ‚Szenen’ zu unterscheiden. Wohnungslose, Junkies und Alkoholiker und deren Treffpunkte sollte man nicht miteinander verwechseln und diese Menschen nicht ‚in einen Topf werfen’.“

Zur Maßnahme der Stadtverwaltung mit einer ständigen Wache auf dem Lutherplatz hat Firneburg seine eigene Meinung. „Eine reine Verdrängung wird immer dazu führen, dass die Szene zunächst ab- und dann an anderer Stelle wieder auftaucht. Deshalb braucht es nicht nur ordnungsrechtliche Ansprache und Maßnahmen, sondern auch ein räumliches Alternativangebot mit entsprechender sozialpädagogischer Begleitung.“

Maßnahme löse nur Teil des Problems

Inwieweit solch eine Maßnahme zielführend sei, hänge laut dem Geschäftsführer der Diakonie auch immer davon ab, wie das Ziel definiert ist. Eine solche Maßnahme löse aber definitiv immer nur einen Teil des Problems – „und das auch in der Regel nicht dauerhaft, wie auch Erfahrungen mit der Drogenszene am Theaterplatz gezeigt haben“.

Eine Verdrängung würde es laut Stadt aber bereits geben. „Zwar ist aufgrund der starken KOD-Präsenz eine Beweglichkeit der ‚Szene’ zu beobachten - allerdings keine Manifestierung an anderer Stelle.“ Nachhaltige Rückschlüsse könnten wegen der kurzen Dauer der Vor-Ort-Präsenz insgesamt noch nicht gezogen werden. Wird die Maßnahme also verlängert, um die mittel- und langfristigen Ergebnisse zu sehen?

„Ein genauer Zeitraum für die Dauer des Einsatzes auf dem Lutherplatz kann derzeit nicht abgesehen werden - dies ist abhängig von der weiteren Entwicklung vor Ort“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Die Mobile Wache des KOD, in Form einer Präsenzwache, werde grundsätzlich situativ und zeitlich begrenzt eingesetzt.

Auf die Arbeit in der Obdachlosenunterkunft der Diakonie habe der Einsatz bislang keine Auswirkungen. „Für die Notschlafstelle und den Tagesaufenthalt für Wohnungslose bedeutet das allerdings kaum Veränderung, denn die meisten Leute aus der Trinkerszene haben eine eigene Wohnung und gehören gar nicht zur Zielgruppe der Wohnungslosenhilfe“, sagt Firneburg. Laut ihm würde die Trinkerszene vor allem an andere Standorte an der Gladbacher Straße ausweichen.

Zur Sicherung der nachhaltigen Wirkung der Mobilen Wache würden die betroffenen Örtlichkeiten nach deren Abzug in der laufenden Streifen- und Dienstplanung des KOD mit weiterhin hoher Präsenz berücksichtigt.

Generell habe sich aber auch die Sauberkeit am Lutherplatz seit Beginn des KOD-Einsatzes verbessert. So sei vermehrt eine Verschmutzung menschlichen und tierischen Ursprungs sowie durch Abfälle im Bereich des Lutherplatzes und der Umgebung festgestellt worden. Durch schnelle Absprachen mit dem Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) und der GSAK konnten die Verunreinigungen schnell entfernt und der Platz gesäubert werden. Und auch über das Portal „Maak-et“ seien aus den angrenzenden Straßen vermehrte Einträge zu verzeichnen, die abgearbeitet wurden oder noch werden.

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