Schrader hat Olympia im Blick

Der Zehnkämpfer will sich nach seiner schweren Verletzung für London qualifizieren.

Krefeld-Uerdingen. Zehnkämpfer Michael Schrader hat schon etliche Nackenschläge in seiner Karriere verdaut. Doch das olympische Jahr dürfte für den 24-Jährigen, der fünf bis sechsmal die Woche am Löschenhofweg in Uerdingen trainiert, die Herausforderung schlechthin werden. Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) mit Mehrkampf-Chef Claus Marek an der Spitze hat Schrader nach seiner mehr oder weniger zwei Jahre währenden Verletzungsmisere nicht mehr auf der Rechnung.

Vom Ruhm nach seinem strahlenden Triumph beim internationalen Meeting in Götzis vor zweieinhalb Jahren mit 8522 Punkten ist nichts mehr übrig. Der ehemalige Spitzenreiter der Weltbestenliste gehört somit auch nicht zum DLV-Kader für das vor Ostern angesetzte Trainingslager in Südafrika. Trainer Torsten Voss hat jedoch längst eine Alternative. „Wir trainieren in Schwerin. Da kenne ich mich aus. Außerdem werden uns dort viele Menschen unterstützen“, sagt Voss.

Der Ex-Weltmeister im Zehnkampf und Trainer beim SC Bayer Uerdingen unterstützt seinen Schützling nach wie vor. Voss und Schrader wirken entschlossen und wollen allen Widrigkeiten trotzen. „Ich besitze beim DLV nicht die besten Karten. Nachdem Claus Marek und ich uns die Meinung gesagt haben über das Hin und Her mit meinem Fuß, herrscht Funkstille“, sagt Schrader, der dabei enttäuscht die Schultern zuckt.

Denn der Bundeswehrsoldat fand keine Erwähnung auf der ebenfalls von Marek bereits per E-Mail verschickten vorläufigen Deutschen Teilnehmerliste für Götzis 2012. Darauf stehen die Newcomer Jan-Felix Knobel (2011: 8288 Punkte), Rico Freimuth (8287), der ebenfalls beim DLV in Ungnade gefallene Frankfurter Pascal Behrenbruch (8232), Norman Müller (7997), Simon Hechler (8058) sowie Matthias Prey (7923).

Schrader versteht die Welt nicht mehr und fühlt sich weit im Voraus ausgebootet. „Warum wurden schon Fakten geschaffen? Ich werde in den nächsten Tagen in Götzis anrufen und freundlich nachfragen, ob ich als ehemaliger Sieger vielleicht eine Wildcard bekomme. Natürlich nur, wenn ich fit bin.“

Ansonsten soll sich der Bayer-Athlet am Donnerstag und Freitag vor Pfingsten in Ulm oder in Ratingen (Donnerstag, Freitag, 14./15. Juni) in der zweiten Reihe qualifizieren. „Das sind keine gleichwertigen Bedingungen. Wenn ich nicht in Götzis starte, mache ich mindestens 200 Punkte weniger.

Nur mit den Zuschauern im Rücken sind Topleistungen möglich“, sagt Schrader aus Erfahrung und will Klarheit. Denn eine Kahnbein-Operation am rechten Fuß ist ausgeheilt. Die letzte der insgesamt zwölf Kernspintomografien war ohne Befund. Bis März will das Duo nun die Trainingsbelastung steigern. Statt Dauerläufen und Wassertraining, mit der die Olympiavorbereitung im Oktober 2011 begonnen hatte, hat Schrader bereits zehn zügige 400-m-Läufe hintereinander mit jeweils nur einer Minute Verschnaufpause bestens überstanden. „Im März ziehe ich wieder Spikes an. Dann werde ich durchstarten.“ Um bei Olympia in London dabei zu sein, glaubt Schrader sich mit etwas mehr als 8200 Punkten qualifizieren zu müssen. Doch nur drei Athleten bekommen das Ticket.

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