Tennis Plauschin: Gute Jugendarbeit ist immer Geben und Nehmen

Blau Weiß Krefeld erhält das Grüne Band für vorbildliche Talentförderung. Jugendwart Holger Plauschin spricht darüber, wie die Arbeit mit Jugendlichen erfolgreich sein kann.

Tennis: Plauschin: Gute Jugendarbeit ist immer Geben und Nehmen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der HTC Blau Weiß Krefeld wird mit dem „Grünen Band für vorbildliche Talentförderung“ des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Commerzbank ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert, die Preisverleihung am kommenden Montag, den 21. September, in Essen. Die WZ spricht über die Auszeichnung mit Jugendwart Holger Plauschin.

Herr Plauschin, wie organisiert man erfolgreiche Jugendarbeit?

Holger Plauschin: Man muss für den Verein eine Philosophie entwickeln, von der man annehmen kann, dass sie erfolgreich sein wird.

Was ist denn die Philosophie von Blau Weiß Krefeld?

Plauschin: Wir haben uns vor einigen Jahren abgewendet von der Strategie, nur Leistungstennis in der Jugend zu betreiben. Wir haben gesagt, wir kümmern uns um eigene Jugendliche, und wir wollen verstärkt Familien in den Club holen. So dass wir 70 bis 80 Prozent Breite haben und 20 bis 30 Prozent in der Spitze. Seitdem wir das geändert haben und bei den ganz Kleinen über Schul-Tennis und Schnupper-Tennis gegangen sind, haben wir einen enormen Zulauf bekommen. Dafür haben wir dann eine Struktur entwickelt. In jeder Altersstufe haben wir spielstarke Trainer, die verantwortlich für die Ausbildung der Talente sind. Seither ist alles nach oben gegangen.

Was konkret denn?

Plauschin: Die Mitgliederzahlen sind nach oben geschossen. Wir haben viele Kinder, dadurch kommen auch die Eltern. Man bekommt die Eltern nur über die Kinder zum Verein. Wir haben dann gesagt, wenn wir fördern, müssen die Kinder auch eine längere Zeit hier bei uns bleiben. Wir bieten viel an, finanzieren, die Kinder können nicht nur nehmen, sondern müssen auch geben. Turniere spielen, Balljunge bei den Bundesligaspielen sein, bei Feriencamps helfen, usw. Das alles ist Bindungskitt. Und fördert Leistung. Wir haben zwei Jugendliche im Verbandstraining, bei den Kreismeisterschaften waren wir die Erfolgreichsten.

Über die Breite ist dann Spitze entstanden?

Plauschin: Ja, absolut. Vorher haben wir gute Spieler geholt, sie waren aber nicht immer richtig integriert. Jetzt haben wir 200 Jugendliche. So viele wie kein Verein im Kreis.

Auf was bezieht sich die Auszeichnung konkret?

Plauschin: Das sind mehrere Komponenten. Wir arbeiten viel mit Kindern, die am Down-Syndrom erkrankt sind, der Rollstuhl-Nationaltrainer Christoph Möller trainiert bei uns auf der Anlage, wir veranstalten seit drei Jahrzehnten ein großes Jugendturnier, wir arbeiten viel mit ausländischen Jugendlichen, und wir entwickeln Talente, die in der Regionalliga bis Bundesliga spielen bei anderen Clubs. Vor allem aber sind wir der einzige Club in der Region, der einen Mid-Court-Platz hat, ein Dreiviertelfeld speziell für die Kinder.

Warum ist das wichtig?

Plauschin: Die Maße sind dem Alter der Jugendlichen angepasst, und es wird mit anderen Bällen gespielt, die ein besseres Spiel der Kinder ermöglichen.

Wie lässt sich denn der positive Trend nachhaltig fortsetzen?

Plauschin: Bis zum Alter von 14 bis 16 Jahren sind wir sehr gut. Das ist ein Leistungsstand auf dem Spiel-Niveau der Regionalliga. Darüber hinaus die Jugendlichen weiter sportlich zu begleiten, ist eine ambitionierte Aufgabe. Um einmal Bundesliga spielen zu können, muss man außergewöhnlich gut sein.

Was machen Sie mit dem Preisgeld von 5000 Euro?

Plauschin: Das geht komplett in den Jugendetat, ist ein warmer Regen. Unser Etat liegt bei 8000 Euro. Dazu kommen ein Betrag von einem Sponsor und Einnahmen aus unserem Jugendturnier.

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