Integration Mit dem Fußball in ein neues Leben

Die Flüchtlinge Ugochuka Chime und Gordon Nsiah wollen über die Vereine VfR Krefeld und Marathon Fuß fassen.

Trainer Achim Sonnen, VfR Krefeld, im Gespräch mit Ugochuka Dennis Chime (l.).

Trainer Achim Sonnen, VfR Krefeld, im Gespräch mit Ugochuka Dennis Chime (l.).

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Dennis kommt etwas später zum Training. Rund eine Woche lang hat er nicht mehr mittrainiert. Die Lunge streikt. An das wechselhafte Wetter in Deutschland hat er sich langsam aber sicher gewöhnt, beim Sport kommt er aber mit der kalten Luft immer noch nicht so wirklich zurecht.

Ugochuka Dennis Chime ist 27 Jahre alt, in Nigeria geboren und nur einer von mittlerweile zahlreichen Flüchtlingen, die in Krefelds Sportvereinen ihrem Hobby nachgehen. Viele Fußballclubs in Krefeld engagieren sich für die Flüchtlinge, die bereits in ihrer alten Heimat mit dem Ball kickten.

Hier, in der vielleicht neuen Heimat, ist das wöchentliche Training auch ein wenig Ablenkung im Alltag. Doch in vielen Clubs geht das Engagement schon weit über Ballübungen oder Eckentraining hinaus. Spieler wie Chime, der beim VfR Krefeld spielt, oder Gordon Kwasi Nsiah beim CSV Marathon nehmen mittlerweile am Spielbetrieb ihrer Clubs teil.

Während Chime als Abwehrspieler erfolgreich Tore verhindert, trifft der Begriff Torjäger auf Gordon Nsiah wohl perfekt zu. Der 21-jährige Ghanaer war einer der ersten Spieler in Krefeld mit offizieller Berechtigung und spielt seit dem 1. Januar bei Marathon Krefeld in der Kreisliga B. In seinen elf Spielen erzielte Nsiah acht Tore. Kein Wunder, schließlich spielte der offensive Mittelfeldspieler schon seit frühester Kindheit Fußball. Er sagt: „Früher habe ich mit meinen Freunden in Ghana jeden Tag auf einem selbstgebauten Platz gespielt.“

Heute hat er schon wieder ähnlich Spaß am Fußball gefunden — und das, obwohl er eine abenteuerliche Reise hinter sich hat. Ohne Perspektiven und Chancen floh er von Ghana aus nach Libyen. Kurz nach seiner Ankunft spitzte sich der Krieg im Land zu. Nsiah blieb nichts anderes übrig, als weiter zu fliehen. Mit einem Schleuserboot ging es an die italienische Küste, nach Lampedusa.

Dass er heute in der Flüchtlingsunterkunft Josef-Koerver-Halle zumindest ein Dach über dem Kopf hat, macht den Ghanaer froh. Seit sieben Monaten ist er nun schon in Deutschland, still rumsitzen und auf etwas warten, das ist für Nsiah aber nichts, merkt auch sein Trainer Wolfgang Streiter. Er sagt: „Am liebsten würde er jeden Tag in der Woche trainieren. Er ist topfit.“ Nsiah will ab sofort nicht nur beim Sport richtig angreifen. „Ich gehe zu Deutschkursen und möchte etwas in meinem Leben erreichen.“

Während Nsiah noch am Anfang seines Weges steht, ist Ugochuka Dennis Chime einen Schritt weiter. Der Nigerianer ist seit anderthalb Jahren in Deutschland und spielt seit zwei Monaten beim VfR Krefeld. Durch seine deutsche Freundin, deren Sohn beim VfR spielt, kam er zum Verein. Chime: „Der Verein ist wie eine große Familie, in der alle zusammenhalten. Bei Fragen oder Problemen haben mir immer alle geholfen. Ich bin froh, hier zu sein.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort