Leichathletik Krefelderin auf den Spuren von Konstanze Klosterhalfen

Krefeld · Die 14-jährige Hannah Odendahl läuft bessere Zeiten als die WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin in diesem Alter.

 Als wäre niemand mitgelaufen: Hannah Odendahl bei ihrem Sieg bei den Nordrhein-Meisterschaften.

Als wäre niemand mitgelaufen: Hannah Odendahl bei ihrem Sieg bei den Nordrhein-Meisterschaften.

Foto: Bernward Franke

Den Namen Konstanze Klosterhalfen („Koko“) kennen viele Sportinteressierte nicht nur in Deutschland, schließlich ist sie eine der besten Langstrecklerinnen auf der Welt mit Bronze zuletzt im 5000-Meter-Lauf bei der WM in Doha im vergangenen Oktober. In Krefeld gibt es auch eine junge Läuferin, die schon so schnell ist wie vor acht Jahren die damals 15 Jahre alte Konstanze gewesen war, als sie wie nun Hannah Odendahl Nordrhein-Hallennmeisterin bei der U 16 über die 800-Meter-Distanz wurde. Hannah lief in der Vorwoche dabei in 2:18,25 Minuten sogar schneller als „Koko“ in 2:19,75 Minuten. Schon gar nicht konnte Klosterhalfen bei ihrem Erfolg 2012 einen solchen Vorsprung wie Hannah herauslaufen, sie gewann mit drei Sekunden vor der Konkurrenz: Hannah hängte das Feld um zwölf Sekunden ab, was in der 20-jährigen Historie dieser Meisterschaften noch nie eine Läuferin geschafft hat.

Das brachte auch Frotzeleien für die junge Läuferin aus der Uerdinger Trainingsgrupe von Udo Krumm, der Hannah nun fast zwei Jahre angehört. Wie ihr Trainer erzählte, staunten viele über das höchst ungewöhnliche Siegerbild, auf dem Hannah völlig alleine ins Ziel läuft. „Ist da sonst niemand mitgelaufen?“, wurde sie gefragt, wie „Du warst wohl eher nur Letzte“. Natürlich konnte Hannah über diese Sprüche nur schmunzeln und freute sich über ihre bisher schnellste Zeit auf dieser Strecke.

Besonders stolz auf Hannah ist ihr 18-jähriger Bruder Felix, der trotz seiner Behinderung mit Down-Sydrom ein begeisterter wie sehr guter Sportler ist. Er geht in die elfte Klasse der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Krefeld, spielt Tennis, betreibt Eislaufen und schwimmt. Bei den Wettkämpfen von Hannah ist er immer als ihr bester Fan dabei – und nicht nur er. Zum großen Kreis der Zuschauer gehören dann auch Onkel, Großeltern und natürlich Mutter Claudia und Vater Ralf, die beide eine leistungssportliche Vergangenheit haben.

Hannah hatte, wie viele Kinder in Krefeld, mit fünf Jahren beim CSV Marathon mit Leichtathletik begonnen und kam später zu Preussen Leichtathletik, wo ihr Großvater Günther die Trainingspläne für sie machte, und ihre Mutter Claudia als Co-Trainerin für den Ablauf verantwortlich war. Wöchentlich gab es drei Einheiten, darunter einen Ausdauerlauf bis zu acht Kilometer. Im Sommer 2018 lernte dann Familie Odendahl den Uerdinger Trainer Udo Krumm kennen, wo Hannah zunächst ein Schnuppertraining bekam und von der Gruppe beim SC Bayer 05 angetan war.

Seitdem trainiert die nun 14-Jährige bis zu viermal in der Woche in Uerdingen, wo sie sich enorm steigern konnte. Sie hat ihre Schnelligkeit wie Ausdauer verbessert, kann sich das Tempo bei einem 800–Meter-Lauf inzwischen sehr gut einteilen. Ihre Ziele für dieses Jahr sind Zeiten um 2:15 Minuten und eine Platzierung im Endlauf bei der U16-DM im August. Udo Krumm spricht (noch) nicht von Medaillen: „Anders als zu Zeiten von Konstanze Klosterhalfen in der U16 ist die Konkurrrenz in Deutschland viel stärker.“ Familie Odendahl hat sich sehr dem Sport ihrer Kinder verschrieben, Hannah möchte mal später bei Ereignissen wie Olympia oder Europameisterschaften für Deutschland starten. Dafür tut sie alles, legt aber auch großen Wert auf die Schule. Sie hat einen Zeugnisdurchschnitt von 2,0, wobei neben Sport auch (für Mädchen eher ungewöhnlich) Mathematik und Latein zu ihren Lieblingsfächern gehören. Als Berufsziel gibt sie Sportjournalistin oder Sportlehrerin an.

Vergleicht man Konstanze Klosterhalfen aus dem Jahr 2012 mit Hannah Odendahl, gibt es hinsichtlich des Leistungstandes kaum Unterschiede. „Hannah wird ihren Weg weiter nach vorne gehen“, sagt Udo Krumm. „Und wir werden alles für ihre sportliche Zukunft tun, was möglich ist“, kündigt ihre Mutter Claudia an, schließlich ist Sport ein wesentlicher Inhalt im Familienleben im heimischen Hüls.

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