Cynthia Kwofie ist eine erfolgreiche Leichtathletin – jetzt hat sie sich für etwas Neues entschieden Uerdinger Sprinterin schiebt den Bob an

Krefeld · Im Mai wurde Cynthia Kwofie 19 Jahre alt, die deutsche Jugend-Vizemeisterin 2019 über 200-Meter, die seit dem vergangenen Jahr für den SC Bayer 05 Uerdingen erfolgreich sprintet. Nun will sie in ihrem sportlichen Leben „etwas Neues“ als Bob-Anschieberin wagen.

 Zusammen mit Laura Nolte schafft Cynthia Kwofie (r) Topzeiten im Bob.

Zusammen mit Laura Nolte schafft Cynthia Kwofie (r) Topzeiten im Bob.

Foto: Sebastian Burg, Bob- und Schlitten-Verband NRW

Im vergangenen November hatte man sie auf die Bob-Bahn im sauerländischen Winterberg eingeladen – zum Test als Anschieberin. Beim Deutschen Bob- und Schlitten-Verband zuckte man zusammen: „So ein Talent hatten wir schon lange nicht mehr. Die bereiten wir auf die Olympischen Winterspiele 2022 vor,“ lautete die Einschätzung über die in Köln aufgewachsene Uerdingerin. Schließlich lag vor Cynthia die Hallensaison, in der sie wenige Monate zuvor in 24,01 Sekunden über 200 Meter bei der U 20 die Vizemeisterschaft bei den deutschen Meisterschaften in Sindelfingen gewonnen hatte.

Die Schülerin eines Kölner Berufskollegs, die mal beim Bundes-Grenzschutz arbeiten möchte, ließ sich das Angebot des Bob-Management lange durch den Kopf gehen. Zu Beginn des Jahres reifte bei ihr der Entschluss, „es mal zu probieren.“ „Ich hab vor Kurzem angefangen, und es läuft alles sehr gut bis jetzt,“ sagt Cynthia zu ihrem Start im Bob.

 Cynthia Kwofie hat den Helm übergezogen. 

Cynthia Kwofie hat den Helm übergezogen. 

Foto: Bernward Franke/Sebastian Burg, Bob- und Schlitten-Verband NRW

„Ich muss aber ehrlich sagen,
dass ich kein Fan von Kälte bin“

„Mein Trainer wusste schon lange, dass das eine Sportart für mich sein könnte. Die Bob-Trainer hatten auch mit mir gerechnet. Und nachdem ich dann mit der Pilotin Laura Nolte das erste Mal auf dem Eis runterbrettern durfte, habe ich mich dann zum Bob-Anschieben entschlossen.“ Cynthia ist nicht die erste Leichtathletin, die diesen Wechsel der Sportart vornimmt, aber die erste deutsche Vizemeisterin. Mit der 21-jährigen Sportsoldatin Laura Nolte hatte sie so hervorragende Zeiten, dass die Bob-Trainer ins Schwärmen gerieten und direkt von „Olympia 2022 in Peking“ sprachen.

„Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich nicht gerade ein Fan von Kälte bin und lieber in der Sonne trainiere. Und natürlich hatte und habe ich Angst, denn die Geschwindigkeit ist echt krass,“ gibt sich Cynthia realistisch. Ihre Aufgabe als Anschieberin sieht einfach aus: Mit höchster Sprintgeschwindigkeit rennt sie rund 40 Meter weit auf glatter Eispiste in Spikes die Hände am Bob und muss dann bei 40 km/h schauen, wie sie noch in das Gefährt kommt. „Dann ziehe ich den Kopf ein, und werde in den Kurven bei 150 km/h mal von der einen in die andere Seite gepresst.“ Das erinnert mich an Achterbahn-Fahrten, die mir immer Spaß gemacht haben,“ sagt Cynthia.

Ob sie weiterhin der Leichtathletik treu bleiben kann, steht auf einem anderen Blatt, denn die Hallensaison ist wegen Corona kein Thema mehr. Sie hat dann ihre Bob-Termine, die zuletzt gewonnene Bronze-Medaille mit den Uerdinger Kolleginnen Anna Keyserlingk, Tessa Srumpf und Maya Semsch bei der Jugend-Hallen-DM wird sie nicht wieder gewinnen können. Im nächsten Sommer will sie dann aber auch bei der Leichathletik wieder mit schnellen Zeiten aufhorchen lassen.

Mit zwölf Jahren hatte Cynthia auf der rechten Kölner Rheinseite in Höhenberg mit der Leichtathletik begonnen und war in ihrer Kinderzeit sehr erfolgreich. Über den ASV Köln kam sie im Herbst 2019 nach Uerdingen zu Peter Quasten, der ein schnelles Staffelquartett zusammmen stellen wollte, das später bei der Jugend-DM Bronze gewann.

Die Vorbereitungen für die
Bob-Test im September laufen

„Ich betreibe ja schon seit sieben Jahren Leichtathletik, und wenn ich jetzt plötzlich aufhören würde, würde mir das schon schwer fallen. Deshalb versuche ich im nächsten Sommer auf jeden Fall noch mal anzutreten,“ blickt Cynthia voraus.

Jetzt bereitet sie sich auf ihre Bob-Tests im September vor. Da werden dann die Nationalmannschaften für den Winter eingeteilt, und da will sie topfit sein. Bob-Landestrainer Andreas Nagu zu den Chancen von Cynthia: „Die Olympischen Spiele 2022 sind sehr nahe. Wenn Cynthia nur 70 bis 80 Prozent ihres Potenzials abruft, dann fährt sie ab November ihre erste Bob-Saison.“ Derzeit trainiert Cynthia intensiv Leichtathletik-Starts bei Sven Timmermann in Düsseldorf, um beim Start mit dem Bob noch schneller als bisher zu werden. „Ich will und werde das schaffen,“ sagt Cynthia selbstbewusst.

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