Football Football: „Wie Rasen-Schach mit Kühlschränken“

Krefeld · Die Ravens bringen die us-amerikanische Sportart nach Krefeld. Der Hype vor dem Saisonstart am Sonntag ist groß, für manchen Besucher ist der genaue Spielablauf jedoch noch ein Rätsel. Unsere Redaktion gibt die wichtigsten Informationen zu Taktik und Spielgeschehen.

Auf den ersten Blick scheint die Sportart American Football ziemlich komplex. Die ganzen Linien, dazu unzählige Regeln. Immer wieder wird das Spiel unterbrochen und was haben überhaupt die Torstangen am Ende des Feldes zu bedeuten? Wird hier etwa doch Fußball gespielt? Nein, oder besser jein. Das Ei wird in bestimmten Situationen zwar schon wie ein Fußball gekickt, doch ist diese Komponente nur ein kleiner Teil einer Sportart, die der Sportkommentator Frank Buschmann einst als „Rasen-Schach mit Kühlschränken“ bezeichnete. Das American Football mittlerweile auch in Deutschland die Massen begeistern kann, zeigen die Krefeld Ravens. Wenn zum Saisonstart am Sonntag (15 Uhr) gegen die Cologne Falcons wieder mehrere Hundert Zuschauer auf die Anlage am Kaiser-Wilhelm-Park strömen, wird der ein oder andere vielleicht zum ersten Mal ein Footballspiel sehen. Für alle, die sich noch nicht so sehr mit der Sportart auskennen, hier ein Überblick:

So wird gespielt

Gespielt wird auf einem Feld das 120 Yards lang und rund 50 Yards breit ist. Das entspricht in etwa der Größe eines Fußballfeldes. Beim Football wird in Yards gemessen, ein Yard sind knapp 0,9 Meter. Das Spiel dauert 60 Minuten und wird in vier Vierteln á 15 Minuten Nettospielzeit absolviert. Bei Spielunterbrechungen wird die Zeit gestoppt. Ziel der Offensive ist es immer, möglichst viel Raumgewinn zu erzielen. Die Defensive versucht hingegen, das eigene Spielgebiet zu verteidigen. Die 50-Yard-Linie ist die Mittellinie. Von dort geht es in jeder Hälfte abwärts, bis zur 0-Yard-Linie. Dort fängt die Endzone an, die sich am Ende jeder Hälfte befindet. Die Offensive hat dabei immer vier Versuche, um einen Raumgewinn von mindestens zehn Yards zu erzielen. Gelingt es, bekommt das Team neue vier Versuche. Gelingt es nicht, bekommt die gegnerische Mannschaft den Ball. Wer nach Ablauf der Uhr mehr Punkte auf der Habenseite hat, gewinnt das Spiel.

So wird gepunktet

Und Punkte werden so erzielt: Das höchstmögliche Ziel ist ein Touchdown. Gelangt das Ei per Pass oder Lauf in die Endzone hinein, gibt es sechs Punkte. Im Anschluss an einen Touchdown kann der Kicker des Teams das Ei zwischen die 5,60 Meter breiten Torstangen schießen und seinem Team so einen zusätzlichen Punkt bescheren. Wird auf den Kick verzichtet und stattdessen ein ganz normaler Pass- oder Laufspielzug kurz vor der Endzone gespielt, kann es bei Erfolg sogar zwei zusätzliche Punkte geben. Gelingt es dem angreifenden Team nach drei Versuchen nicht, genügend Raumgewinn zu erzielen, steht es der Offensive frei, zu einem Field Goal anzusetzen. Aus unterschiedlichster Entfernung kann der Kicker nun mit einem erfolgreichen Schuss zwischen die Torstangen drei Punkte erzielen. Zu guter Letzt gibt es noch das Safety. Zwei Punkte gibt es demnach, falls der angreifende Spieler in der eigenen Endzone von der Defensive zu Fall gebracht wird.

Das sind die Positionen

Von Zwei-Meter-Hünen mit einem Gewicht von knapp 150 Kilo bis hin zu Spielern mit 60 Kilo und einer Körpergröße von 1,60 Meter: Bei kaum einer anderen Sportart sind die verschiedenen Positionen so vielfältig wie im American Football. Mehr als 60 Spieler befinden sich im Kader, während des Spiels stehen sich in der Offensive und Defensive jeweils elf Spieler gegenüber.

Quarterback

Er ist der Spielmacher der Offensive, das Herzstück und mitunter der wichtigste Spieler des Teams. Seine Hauptaufgabe ist es, das Ei durch die Luft zu werfen und dabei seine Mitspieler punktgenau zu bedienen. Es braucht Erfahrung und einen starken Arm. Einer, der beides miteinander verbindet, ist Andreas Trebski. Der Quarterback der Krefeld Ravens ist ein bekannter Name, sammelte in seinen 14 Jahren schon Bundesliga-Erfahrung und spielte mit deutschen Football-Stars wie Björn Werner zusammen. Der 32-Jährige wird in der Football-Szene auch der „deutsche Geschützturm“ genannt. Bei einem Laufspielzug übergibt der Quarterback den Ball an den Running Back.

Running Back

Flink, wendig und pfeilschnell. Das sind die Eigenschaften von Christian van Hall, der bei den Ravens als Ballträger spielt. Im Team wird er aufgrund seiner Körpergröße von nur 1,60 Meter auch gerne „Shorty“ genannt. Er sucht die Lücken und soll per Laufspiel und mit dem Ball in der Hand einen möglichst hohen Raumgewinn erzielen. Eine andere Variante bieten die Ravens mit Glenn Holloway auf: 1,88 Meter, 95 Kilo. Er bringt deutlich mehr Kraft auf den Rasen und kann einen Verteidiger auch mal abschütteln. In beiden Fällen sollte man als Running Back hart im Nehmen sein.

Wide Receiver

Sie sind für das Passspiel zuständig und sollen die Bälle vom Quarterback fangen. Schnelligkeit und Beweglichkeit sind bei ihnen die wichtigsten Eigenschaften. Nachdem sich der Top-Receiver der Ravens, Jan Kunnen, einen Kreuzbandriss zugezogen hat, springen nun andere in die Bresche. Tim Ebeling hat mit 1,92 Meter und 76 Kilo die besten Voraussetzungen dafür.

Offensive Line

In der O-Line stehen die schweren Jungs. Sie sollen die Verteidiger vom eigenen Quarterback fernhalten und dem Running Back den Weg frei blocken. Oliver Andert ist mit 1,85 Meter und 150 Kilo das Paradebeispiel. Während Receiver und Running Backs durchtrainiert sind, darf es bei den O-Linern gerne mal ein Stück Kuchen mehr sein.

Defensive Line

Sie sind das Gegenstück zur Offensive Line und wollen so schnell wie möglich zum gegnerischen Quarterback vordringen. Bringen sie diesen vor der Ballabgabe zu Boden, verbuchen sie einen Sack. Bei einem Laufspiel sollen sie verhindern, dass sich Lücken ergeben. Hier benötigt es vor allem eines: Kraft. Fabian Scheuschner ist einer der Spieler mit besonders dicken Oberarmen bei den Ravens und einer der besten Männer der Defensive.

Secondary

Sie verteidigen die gegnerischen Receiver und sollen sie am Passfang hindern. Die Secondary besteht aus den Positionen Cornerback, Strong Safety und Full Safety und verteidigt den hinteren Teil der eigenen Hälfte - bei den Ravens ist unter anderem Falk Fullgraebe dafür zuständig.

Kicker

Der Kicker gehört zu den „Special Teams“. Er schießt das Ei im Idealfall zwischen die Torstangen, für entweder einen oder drei Punkte und macht zudem den Kickoff. Bei diesem wird das Spielgerät so weit wie möglich in die gegnerische Hälfte geschossen. Ein Kicker kann ein Spiel mit seinem Schuss gewinnen oder verlieren. Er braucht also starke Nerven. Bei den Ravens übernimmt Jens Rosenzweig die Verantwortung.

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