Preussen Krefeld Gewitter über Hubert Houben

Die Pläne einer Bebauung am Appellweg verärgern den Club und dessen Mitglieder — eine Bestandsaufnahme.

Preussen Krefeld: Gewitter über Hubert Houben
Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Dunkle Wolken ziehen auf. Immer wieder gehen bange Blicke Richtung Himmel. Kann gespielt werden? Für das vereinsinterne Kleinturnier Preussen-Open haben sich die Fußballer vor der denkmalgeschützten Tribüne der Hubert-Houben-Kampfbahn versammelt und erwarten die Auslosung.

Jugendliche, Altherren, Kicker aus der ersten und zweiten Mannschaft von Preussen Krefeld spielen in gemischten Teams gegeneinander. Die Frage, ob überhaupt gespielt werden kann, hat in den vergangenen Tagen jedoch eine noch viel größere Dimension angenommen. Seit ein Stück Papier im Umlauf ist, herrscht Aufregung am Appellweg. Auf dem Entwurf einer neuen Bauplanung der Stadtverwaltung taucht der Ascheplatz der Preussen nämlich nicht mehr auf. Stattdessen sind dort Umrisse von Häusern eingezeichnet. Daneben soll eine Kita entstehen.

Ist den Planern klar, was der Ascheplatz für diesen 160-jährigen Traditionsverein bedeutet? Das Luftbild trügt. Der Hauptplatz besteht aus einem Rasenfeld, das nach Meinung der Preussen „über acht Monate im Jahr gesperrt ist“. Der eigentliche Spiel- und Trainingsgrund ist daher der außerhalb der altehrwürdigen Anlage liegende Ascheplatz. Und der soll weg. Kinder, Jugendliche und Senioren müssten an andere Orte in der Stadt ausweichen — zum Training, Zum Spiel. Kein zentraler Ort mehr für die Preussen? Leichtathleten und Fußballer zusammen auf einem Platz, der aber keinen Regen verträgt? „Das ist doch ein Witz, was die mit uns machen. Die können uns doch nicht spalten“, sagt der frühere Oberliga-Spieler der Preussen, Jürgen „Katsche“ Meißner. Damals spielte er vor 3500 Zuschauern auf Hubert Houben.

Spieler Alexander Bobis sagt: „Ich habe davon in der Zeitung gelesen und war sehr überrascht. Man darf den Verein nicht auseinanderreißen. So etwas würde den Traditionsclub kaputt machen.“ Hans-Dieter Repges, früherer Trainer bei Preussen und seit 28 Jahren im Verein, gibt zu bedenken: „Wir holen 250 Kinder dreimal pro Woche zum Fußball von der Straße. Das alles ehrenamtlich. Und nun das.“ Wie ein Stich ins Herz nennt es ein anderer. Die Fußballer sehen ihren Verein ernsthaft bedroht. Mittendrin steht auch Inge Böckling, für die Preussen so etwas wie die Mutter Beimer in der Lindenstraße. Die 73-jährige Kassiererin im Club ist einfach nicht wegzudenken. „Das macht uns traurig. Wir sagen Ja zur Kita. Aber ohne Ascheplatz geht es nicht. Der Rasen ist von September bis April gesperrt.“

Milko Nikolic, sportlicher Leiter der Preussen, greift zum Mikrofon. Gleich soll es losgehen. Vorher noch ein paar Worte, Ehrungen für Aufstiegstrainer Marcus Claesgens. Nikolic spricht zur Familie. So wirkt es jedenfalls. Was zeichnet den Verein aus? „Die Seriosität, die Tradition seit 1855, die Kameradschaft, die familiäre Atmosphäre“, sagt Bobis. Man sei enger zusammengerückt. Gespielt wird an diesem Abend übrigens auf dem Rasenplatz. Es ist trocken geblieben. Das Gewitter hat die Preussen verschont. Die Hoffnung bei ihnen bleibt, dass die Pläne der Stadt auch nur dunkle Wolken in der Ferne bleiben.

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