Fußball: Jugendspieler müssen auf Schiedsrichter verzichten

Weil der Nachwuchs fehlt, werden auf Kreisebene keine Unparteiischen mehr angesetzt. Vor allem Mädchen fehlen.

Krefeld/Kreis Viersen. Der Fußballkreis 6 Kempen/Krefeld hat in einem dramatischen Appell die Vereine dazu aufgefordert, mehr für den Nachwuchs bei Schiedsrichtern zu tun. „Die Vereine müssen sich intensiver darum bemühen, geeignete Sportkameraden und -kameradinnen zu finden, die sich gerne als Schiedsrichter ausbilden lassen. Sollten keine neuen Schiedsrichter hinzukommen, sind Spielansetzungen gefährdet“, sagt Willi Wittmann, Vorsitzender des Fußballkreises 6. Besonders schlimm sei die Situation im Mädchen- und Frauenfußball, wo seit Jahren die Zahl der Mannschaften kontinuierlich steigt, die Zahl der Schiedsrichterinnen aber nicht.

Bereits zur neuen Saison gibt es wegen des Mangels an Unparteiischen gravierende Veränderungen im Jugendfußball, einige sprechen sogar von den tiefsten Einschnitten der vergangenen Jahre: Ein Großteil der Begegnungen im Nachwuchsbereich muss ohne Schiedsrichter stattfinden.

Bei den Kreisklasse-Partien der B-, C- und D-Junioren werden ab dem 1. Juli keine Unparteiischen mehr angesetzt. Das bedeutet, dass nur noch Spiele bei den Ältesten (A-Junioren) von einem ausgebildeten „Schwarzkittel“ geleitet werden. Alle anderen Teams müssen sich auf einen Spielleiter verständigen, zum Beispiel auf einen Trainer oder Betreuer. Nur bei besonderen Umständen (zum Beispiel entscheidenden Spielen um den Aufstieg) und auf Anforderung beim Staffelleiter setzt der Fußballkreis einen Schiedsrichter an.

Der Einschnitt im Jugendfußball sei absehbar gewesen und sei zwingend erforderlich, weil in den zurückliegenden Jahren die Zahl der Schiedsrichter merklich zurückgegangen sei, heißt es von Werner Gatz, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses. Hinzu kommt die Überlastung der verbleibenden Herren in schwarz. Viele haben an einem Wochenende gleich zwei oder drei Spiele geleitet.

„Das Mittelalter fehlt. Viele alte Schiedsrichter sind noch im Einsatz. Und nach einem Schiedsrichterlehrgang, bei dem neuen Aktive gewonnen werden, bleiben aus den verschiedensten Gründen längst nicht alle auf Dauer dabei“, stellt der Kreisverband fest. Die Kreisleistungsklassen und Niederrheinligen bleiben von der Änderung verschont.

Sollte sich die Situation nicht bessern, drohen in der nächsten Saison auch Konsequenzen bei den Kreisligen C im Erwachsenenbereich. „Wenn kein neues Personal hinzu kommt, dürften die Ansetzungen in den C-Ligen künftig auch stark gefährdet sein“, sagt Wittmann. Die Folge: Die Spiele fallen wohl aus, weil das System wie im Jugendbereich mit Betreuer oder Trainer als Schiedsrichter bei den Erwachsenen durchgängig kaum umsetzbar ist.

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