Ehrgeiziger Läufer, spezieller Typ

Der Kanadier ist schnellster U 20-Läufer in Deutschland und strebt am Wochenende im belgischen Lokeren die Qualifikation für die Pan-Amerikanischen Spiele an.

Ehrgeiziger Läufer, spezieller Typ
Foto: Andreas Bischof

Owen Day ist flink unterwegs. Der Mittelstreckler des SC Bayer 05 Uerdingen ist Deutschlands schnellster Läufer unter 20 Jahren über 1500 Meter. Mit 18-Jahren führt der Abiturient der International School of Düsseldorf mit 3:46,69 Minuten die U 20-Rekordliste an. In einem Jahr hat er seine Bestzeit um drei Sekunden verbessert. Der seit zwei Jahren mit seiner Familie am Stadtwald lebende Läufer scheint längst nicht an seiner Leistungsgrenze angekommen. Liefe er noch einmal zwei Sekunden schneller, der 32 Jahre alte Nordrhein-Rekord des ehemaligen Uerdingers Klaus Jütten von 3:44,81 Minuten würde der Vergangenheit angehören.

Doch mit möglichen Rekordzeiten hält sich der in England geborene und im kanadischen Ottawa aufgewachsene Läufer nicht auf. Genauso wenig wie mit dem Ärger, bei deutschen Meisterschaften nicht mehr starten zu dürfen. Nachdem der Deutsche Leichtathletik Verband im Frühjahr in einer Nacht- und Nebelaktion allen Läufern ohne deutsche Nationalität ein Startverbot für seine Titelkämpfe erteilte, setzte sich Day neue Ziele: „Das ich als Kanadier nicht deutscher Meister werden kann, geht in Ordnung. Doch warum können wir nicht außer Konkurrenz mitlaufen, wie es in Kanada oder den USA möglich ist. Ich lebe doch hier?“

Sein großes Ziel sind nun die Pan-Amerikanischen Spiele vom 21.-23. Juli im peruanischen Trujillo. Dort will Day, als einer von zwei Startern im Trikot mit dem Eichenblatt, sein Heimatland über vertreten. Derzeit belegt der Bayer-Athlet in seiner Heimat nur Rang drei. Vierzehntel Sekunden fehlen zum Ziel. Das soll nun am Sonntag beim großen Preis im belgischen Lokeren erreicht werden. Beim internationalen Meeting hofft Day auf ein schnelles Starterfeld, um die Bestzeit zu steigern.

Mit seiner Stärke, einem fulminanten Schlussspurt auf den letzten 300 Metern, will der Schützling von Bayer-Trainer Udo Gerhardt das Feld von hinten aufrollen: „Owen ist ein ehrgeiziger und schlauer Läufer, der seinen Weg gehen wird. Dabei ist er als Athlet leicht zu trainieren, aber er ist eben auch ein sehr spezieller Typ“. Auf der Tartanbahn in Uerdingen wissen die Vereinskollegen schon Bescheid, wenn der Kanadier sein Trikot lüftet. Egal, ob bei prallen 30 Grad in der Sonne oder bei winterlichen Minusgarden: Der letzte Intervall-Lauf des Trainingstages wird mit freiem Oberkörper absolviert. Gerhardt lacht: „Während andere vor Kälte zittern, habe ich ihn im Winter nur ein oder zwei Mal mit langer Hose laufen gesehen.“

Für Owen Day ist Deutschland sowieso das Ganzjahres-Läuferland schlechthin: „In Kanada oder in den USA, in Michigan, wo ich ab September studieren werde, liegt im Winter der Schnee meterhoch. Da gibt es dann nur Hallenläufe. Hier kann ich immer laufen.“ Überhaupt gefällt es ihm in seiner Wahlheimat bestens: „In Krefeld gibt es sehr viele tolle Restaurants, nicht so viele Fastfood-Läden wie in Kanada.“

Owens Vater, Mike Junior, ist ebenfalls begeisterter Läufer, setzte die Läufertradition seines erfolgreichen Vaters, Mike Senior, fort und ist als Nato-Soldat noch für zwei Jahre am Niederrhein stationiert. Obwohl es seinen Sohn dann in die Ferne zieht, wird Krefeld vorläufig der Lebensmittelpunkt bleiben. Owen Day sagt: „Zu Weihnachten und von Mai bis September komme ich nach Krefeld zurück und laufe wieder für Bayer“. Für diesen Winter hat sich der Mittelstreckler schon ein weiteres Ziel gesteckt: Als Sieger des Silvesterlaufes im Forstwald will der Kanadier seinen Wanderpokal gerne verteidigen.“

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