Sportvereine Die Sorgen der Breitensportvereine in Krefeld

Krefeld · Die aktuelle Situation ist für die Vereine keine einfache – exemplarisch zeigen vier Clubs auf, wie sie sich für die Zukunft aufstellen.

 Ob in der Halle oder im Freien wie bei einem Nordic-Walking-Kurs: Körperliche Aktivitäten in der Gruppe sind sehr beliebt.

Ob in der Halle oder im Freien wie bei einem Nordic-Walking-Kurs: Körperliche Aktivitäten in der Gruppe sind sehr beliebt.

Foto: WZ/Patrick Pleul

Körperliche Fitness, Ausgleich von Bewegungsmangel und Spaß am Sport – der Breitensport genießt bei vielen Menschen eine große Wertschätzung. Allein dem Stadtsportbund Krefeld gehören 206 Vereine an, in denen Sportarten von A wie Angeln bis Z wie Zirkeltraining angeboten werden. Die WZ hat bei vier Clubs nachgefragt, wie sie die Entwicklung des Breitensports sehen und sich für die Zukunft aufstellen.

VfR Fischeln: Die Infrastruktur muss mitwachsen

Das geplante Wohngebiet Fischeln Südwest soll auch dem VfR Fischeln Zulauf an Aktiven bringen. Der Club mit seinen 1080 Mitgliedern will eine attraktive Adresse für alle Fischelner im größten Stadtteil Krefelds sein. Allerdings muss die Infrastruktur auf der Anlage an der Kölner Straße mitwachsen. Vorsitzender Ralf Boortz sagt: „Wir befinden uns in Verhandlungen mit der Stadt.“ Zwei bis drei Kabinen zusätzlich wären gut, um auch in Zukunft genügend Platz gerade für die Fußballer bieten zu können. Boortz: „Wir wollen die Bürger und Kinder so-
zial und kompetent unterstützen und zum Sport bringen.“

Anfragen für eine Mädchenmannschaft gebe es genug, nur fehle noch die Kapazität. „Wir haben als Verein einen sozialen Auftrag und die Fachkompetenz mit unseren Trainern. Die Kinder sollen auch etwas lernen.“ Der VfR Fischeln kooperiert mit dem MSM-Gymnasium, der Freiherr-Vom-Stein-Realschule oder der Grundschule Königshof. Zudem ist er im städtischen Netzwerk Sport angeschlossen. Die Badminton-Abteilung und der Fußball verzeichnen Zulauf. Gerade im Fußball gibt es eine Leistungsorientierung.

Die Bogensport-Sparte und die Freizeitsport-Abteilung verstehen sich eher als Gruppe Hobby-Aktiver in geselliger Runde. Ältere und langjährige Mitglieder prägen die Sparten. Renate Graf-Hubrach, Freizeitsport-Übungsleiterin, sagt: „Der Nachwuchs fehlt. Viele Jüngere gehen heute ins Fitnessstudio.“ Ein Trend, der durch die Pandemie mit ihren Verboten noch verstärkt wird? Boortz glaubt an eine Umorientierung bei Kindern und Jugendlichen: „Ich gehe davon aus, dass sich manche von ihnen andere Sportarten suchen werden, die sie auch einzeln ausüben können.“

Hülser SV: Krise wird hoffentlich in diesem Jahr ein Ende finden

Dietmar Schöps, Vorsitzender des Hülser SV, macht sich seine Gedanken über den Breitensport in Corona-Zeiten, sagt: „Uns beim Hülser SV geht es da wie vielen anderen großen Vereinen in Krefeld auch. Wir kommen durch diese Krise, können es wirtschaftlich noch so eben stemmen. Das gilt aber nur für den Fall, dass diese Krise dann auch in diesem Jahr ein Ende findet. Sportlich sind wir natürlich tieftraurig.“ Der Club habe so viele junge Sportler, die derzeit ihrer Leidenschaft nicht nachgehen könnten. „Wir sehnen den Neubeginn herbei und das besser gestern als heute.“

Zur Entwicklung im Breitensport sagt Schöps: „Unsere sportliche Aktivtät in allen Sportarten ist natürlich von den Mitgliedern abhängig.“ Es herrsche vielleicht im Allgemeinen der Eindruck, dass immer weniger junge Leute Sport machten und in die Vereine gingen. „Aber das kann ich bei uns nicht bestätigen. Unsere Mitgliederzahlen sind auf einem konstanten Niveau.“ Den Stellenwert des Breitensports in Krefeld schätzt er so ein: „Ich hatte immer den Eindruck, dass Krefeld eine große Sportstadt ist.“ Es gebe derzeit einige Veränderungen, aber die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen, der Stadt sowie dem Stadtsportbund laufe seines Erachtens bestens. Die Situation der Sportstätten in Krefeld beschreibt Schöps so: „Wir beim Hülser SV sind durchaus zufrieden. Mit unserer Sportanlage am Hölschen Dyk ebenso wie mit der Hallensituation. Einzig für unsere Schwimmer ist die Lage katastrophal. Da hoffen wir natürlich, dass dort etwas geschieht.“

TV Oppum: Die Hallensituation muss sich verbessern

Frederick Küsters, Trainer der Handball-A-Jugend des TV Oppum, sagt: „Generell sehe ich in Krefeld einen Hallen-Engpass. Denn durch den deutlichen Bewegungsmangel der Kinder müssten mehr Hallen-Zeiten gerade im Breitensport zur Verfügung stehen.“ Der TV Oppum habe ab der D-Jugend für alle Mannschaften drei Mal pro Woche ein Training angesetzt. Doch dafür sei wiederum die Hallen-Nutzungszeit auf 75 Minuten statt vorher 90 Minuten gekürzt worden. „Ich halte gerade zur Förderung der Motorik und Koordination weitere Zeiten für unbedingt notwendig.“

Küsters führt weiter aus: „Krefeld bezeichnet sich als Sportstadt, doch ich sehe in der Realität ein krasses Missverhältnis zu dieser Aussage.“ Die Kapazitäten seien nicht ausreichend, um allein durch die Vereine vor allem bei den Jüngsten eine fundierte Grundlage, auch mit professionellen Strukturen, zu legen. Zudem betont Küsters: „Der Vereinssport hat sich in den vergangenen 20 Jahren grundlegend verändert, seit Corona liegt nun alles brach. Ich höre immer wieder die Aussage: ,Es geht doch auch ohne Sport, seit Corona.’ Das Vereinsleben hatte sich schon vor der Pandemie verändert, der Zusammenhalt, gemeinsame Treffen, Feste, alles war deutlich weniger geworden. Wenn wir Corona gemeistert haben, müssen wir ganz neu anfangen.“

SC Bayer 05: Neue Projekte müssen vorangetrieben werden

Peter Quasten, Bereichsleiter Wettkampf- und Leistungssport beim SC Bayer 05 Uerdingen, sagt: „Neben dem klassischen Wettkampfsport haben sich neue Angebote etabliert. So gibt es zahlreiche Kurse im Gesundheitssport, eine Kindersport-Akademie für Kinder zwischen eineinhalb und elf Jahren und auch trendige Sportarten wie Parkour oder Cricket.“

Der Anteil an Familienmitgliedschaften im Verein habe sich deutlich erhöht. Die Erweiterung der Test- und Diagnosemöglichkeiten begleiteten den Sport dabei mehr und mehr auch von wissenschaftlicher Seite. Trotzdem müssten neue Projekte – insbesondere für den Breitensport – mit Augenmaß vorangetrieben werden. Quasten betont zudem: „Insbesondere im Breitensport ist der SC Bayer 05 auf öffentliche Fördermittel angewiesen.“

Die Trainer und Übungsleiter des SC Bayer 05 Uerdingen versuchen aktuell stets das maximale Sportangebot unter Berücksichtigung der Corona-Verordnungen anzubieten. Quasten: „Die Corona-Pandemie stellt alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen. Durch großen Einsatz unserer Mitarbeiter und viel Verständnis bei den Mitgliedern und Kunden konnte neben dem ,normalen’ Rückgang der Zahlen ein großer Einbruch bisher vermieden werden.“

In Zukunft will der SC Bayer vor allem die Aufenthaltsqualität im Covestro Sportpark erhöhen. Quasten: „Ansprechende Rast- und Ruhezonen sollen Wohlfühlatmosphäre vermitteln. Insgesamt wird es darauf ankommen, infrastrukturell, personell und bei der Auswahl der Angebote besonders auf die Qualität zu achten.“

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