Sportlerwahl 2015 Aline Focken: "Ich will keine Routine"

Sportler des Jahres 2015: Ringerin Aline Focken landet auf dem dritten Platz. Trotz ihres stressigen Lebens vermisst sie nichts.

Aline Focken in Siegerpose.

Aline Focken in Siegerpose.

Foto: Zurab Kurtsikidze

Krefeld. Als Jammerlappen habe man auf einer Ringermatte nichts zu suchen, sagt Aline Focken, als sie beschreibt, was ihr das Ringen bedeutet: „Man lernt, sich durchzubeißen, auf der Matte ist man eigenverantwortlich. Respekt und Fairness stehen aber immer im Vordergrund.“ 24 Jahre alt ist die Hülserin, im August wird sie 25 sein, wenn sie in Rio um eine Olympia-Medaille kämpft.

Ein Lebenstraum für die meisten Sportler. Für Weltklasse-Ringerin Focken in der Kategorie bis 69 Kilogramm ist die Chance zum Greifen nah. Und fragt man sie, wie lange sie den Vollkontaktsport noch betreiben möchte, antwortet die Athletin des KSV Germania: „Ich konzentriere mich voll auf den Sport. Noch macht mir das Ringen viel Spaß.“

Focken stammt aus einer Ringer-Familie. Der Großvater, der Papa, der Onkel und der Bruder — alle lieben den Zweikampf auf der Matte. Als kleines Kind hüpfte Aline auf den Matten, als ihr Bruder oder ihr Vater neben ihr rangen. In jungen Jahren wird bei ihr eine Hyperaktivität diagnostiziert, Aline geht zum Probetraining und kommt vom Ringen nicht mehr los. Sie kann sich austoben, muss aber gleichzeitig Regeln beachten. Die Leidenschaft ist bis heute geblieben.

Ihr Freund Jan, ebenfalls Ringer, lebt im Schwarzwald, ihr Bruder im Taunus. Am Wochenende ist Zeit für Begegnungen. Es kommt schon mal vor, dass die 24-Jährige in einer Woche 2000 Kilometer mit dem Auto zurücklegt. Focken sagt: „Ich würde mich lieber beamen oder fliegen können.“ Training in Dormagen oder Krefeld, Kämpfe, Lehrgänge, daneben die Arbeit als Sporttherapeutin in einem Reha-Zentrum in Neuss — das ist der Alltag der Aline Focken.

Ein Wettkämpfer-Leben. Neidisch auf andere junge Leute in ihrem Alter — mitnichten. Vermissen tut sie nichts: „Ich will die Routine, wie sie andere haben, eben noch nicht. Ich mache, was ich möchte, nicht, was ich muss.“ Angebote für die Zeit nach der Sportler-Karriere habe sie von ihrem Arbeitgeber schon erhalten. Da kann der Fokus ruhig auf dem Ringen bleiben.

Freizeit ist knapp bemessen, darf aber nicht fehlen. Vor allem für ihre Hunde nimmt sich Focken Zeit. Rocky ist eine englische Bulldogge, Seppl eine große Bordeaux-Dogge. Beide wollen bespaßt werden.

Soeben ist sie von einem Wettkampf aus Schweden zurück. Noch bis Ende März ist Aline zu Hause. Dann stehen wieder Lehrgänge an. Und im August will Focken, die Weltmeisterin von 2014, in Brasilien ihren Traum von einer Olympia-Medaille wahr werden lassen. anle

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