Musik vom Vordach des Seidenweberhauses Theaterplatz wird zur Bühne

Krefeld · Endlich wieder Live-Atmosphäre, endlich wieder Live-Musik, endlich wieder - Applaus. Sänger Lukas Mokros spricht am Samstagabend allen 100 Besuchern auf dem Theaterplatz aus der Seele: Endlich wieder Applaus, nach vier Monaten Abstinenz wegen der Corona-Pandemie.

 Mit Regenschirmen schützten sich die Besucher am Samstag vor dem Regen, um der Musik der Bands am Theaterplatz zu lauschen.

Mit Regenschirmen schützten sich die Besucher am Samstag vor dem Regen, um der Musik der Bands am Theaterplatz zu lauschen.

Foto: Ja/Andreas Bischof

„Das ist so geil“, ruft er den Zuschauern unter Beifall zu.

Am Wochenende wagten sich die Macher des städtischen Konzeptes „Handeln und Helfen“, das speziell für die Belebung des Theaterplatzes gedacht ist, vorsichtig aus der Corona-Deckung. „Ein Kulturant mit Drei-Gänge-Menü & Liveshow“ hat der künstlerische Leiter des Projekts, Philip Lethen, das Konzept überschrieben. An zehn Abenden soll die kulturelle Belebung des Platzes auch in Corona-Zeiten weitergehen. Der Auftakt an diesem Wochenende machte Lust auf mehr. „Die Reaktionen nach dem Start am Freitag u.a. mit ,Westsee/Jansen’ waren total positiv. Viele Mails und Nachrichten haben mich erreicht. ‚Wie schön, dass die Veranstaltung Menschen zusammenbringt’“, sagt Lethen. Dass es im Vorfeld nur wenig zur Veranstaltung zu erfahren gab, erklärt er so: „Da in diesen schrägen Zeiten des Ganze eher unter dem Radar läuft, um Zaungäste zu vermeiden, und da nur 100 Besucher teilnehmen dürfen, gab es keine große Werbung.“

Schon zur Vorspeise gibt es die erste Zugabe

100 Gäste an Biertischen unter Zelten bzw. offen auf dem Platz, dazu ein Drei-Gänge-Menü, jeder Gang erhält eine eigene Musikbegleitung - das ist „Kulturant“. Die Vorspeise (am Samstag Gurkenmousse mit Gemüse und pikanter Creme im Weckglas serviert) untermalt Lukas Mokros, der eigentlich bei der Krefelder Band Mondoversum spielt, mit seiner kraftvollen Bluesstimme. Stücke von Tom Waits und Joe Cocker interpretiert er charismatisch - das Publikum fordert schon zur Vorspeise die erste Zugabe. Da stört auch der kräftige Regenschauer nicht. Der Sänger wechselt vom Theaterplatz zur überdachten Rooftop-Bühne auf dem Seidenweber-Haus. Schirme werden ausgepackt, Regenjacken angezogen - weiter geht es.

Zum Hauptgang (Süßkartoffelpüree, Kohlrabi und Poularde im Weckglas) kommt die Musik direkt von der Rooftop-Bühne auf der Terrasse, von „SJ Cora“, deren Musik von Björk und PJ Harvey inspiriert ist. Mit ihrer Stimme und der besonderen Instrumentalisierung ihrer Stücke - sie spielt nicht nur Gitarre, sondern legt auch kurzerhand ein Violin-Intermezzo ein - bietet sie beste Unterhaltung.

Die Lokalmatadore kommen zum Dessert (Vanillemousse, Früchte und Zitronensorbet): „M. Walking on the Water“ starten furios in die Nacht. Lightshow, Nebel und der typische Sound der Krefelder Band mit Violine und Akkordeon reißen die Zuschauer von den Plätzen. Längst wird getanzt, mindestens aber mitgewippt. Krefeld tanzt im Regen auf dem Theaterplatz zum Sound von „M. Walking on the Water“ - ein mitreißender Start der geplanten Kultur-Serie auf dem Theaterplatz.

An vier weiteren Wochenenden gibt es Programm

Weiter geht es an vier weiteren Wochenenden. Am 24./25. Juli, unter anderem mit dem Krefelder Comedian Volker Diefes, am 14./15. August unter anderem mit einem Stummfilmkinoabend live vertont, am 28./29. August mit Theater sowie am 4./5. September. Das genaue Programm stehe noch nicht fest, so Lethen. Man habe erst vor zwei Wochen grünes Licht für diese neu konzipierte Reihe erhalten und sei noch in den Vorbereitungen. Zudem müsse man die weitere Corona-Lage im Blick behalten. Das Konzept soll aber das Projekt „Helfen und Handeln“ wiederbeleben, das durch die Corona-Pandemie ausgebremst worden war. Die Stadt will dafür sorgen, dass das Krefelder Zentrum und vor allem der Platz sicherer und sauberer werden. Einen wichtigen Part spielt das Kulturprogramm auf dem Theaterplatz. Der Stadtrat hatte dazu 100 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Im vergangenen Jahr waren zwei Festivals finanziert worden. Mit der „Kulturant“-Serie kehrt die Kultur jetzt live auf den Theaterplatz zurück.

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