Stadtrundfahrt Die Linie 043 verbindet besondere Architektur und Krefelds Ausflugsziele

Krefeld · Stadtrundfahrten mit der Straßenbahn Die dritte Tour unserer Serie verläuft entlang einer Strecke, die es so schon 1883 gab.

 Am Hauptbahnhof beginnt die Fahrt der Linie 043 – gemächlich.

Am Hauptbahnhof beginnt die Fahrt der Linie 043 – gemächlich.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wenn man den Anfang der Stadtrundfahrt mit der Linie 043 positiv beschreiben möchte, dann kann man sagen, dass man dort die Sehenswürdigkeiten in aller Ruhe betrachten kann. In sehr gemütlichem Tempo geht es vorbei am Hauptbahnhof, dem es innen an guten Anbindungen und Angeboten fehlt, der aber außen nach wie vor beeindruckt. Das Gebäude von Carl Biecker aus dem Jahr 1907 hat unter anderem einen 46 Meter hohen Uhrenturm und vor allem eine fast 20 Meter hohe Empfangshalle – und auch immer noch einen Automaten, an dem Modelleisenbahnen fahren lassen kann.

Imposante Gebäude aus einer anderen Zeit werden diese Linie bis zum Ende prägen, zunächst einmal geht es aber entlang des Ostwalls. Und das heißt: Wenn man in Fahrtrichtung links schaut, sieht man die Spazierstrecke, die abgesehen vom roten Bodenbelag und dem seltsamen Pavillon eigentlich immer noch schön, aber heutzutage wenig genutzt ist. Auf diesem Stück geht es so gemächlich voran wie sonst nirgendwo im Krefelder Straßenbahnnetz. Wenn mit dem Mobilitätskonzept, das derzeit erarbeitet wird, tatsächlich eine Verkehrswende verbunden sein soll, befindet sich hier eine der Schlüsselstellen. Im Moment blockieren diverse Linksabbieger die Bahnen an jeder Kreuzung, so dass diese gerne eine unfreiwillige Parade bilden, die sich erst an der Ecke der Rheinstraße langsam wieder auflöst. Bisweilen dauert das Ganze solange, dass man dass Gefühl hat, man könnte am Hauptbahnhof aussteigen, bis zur Rheinstraße flanieren und dort dieselbe Bahn erwischen.

An der erwähnten Ecke werden aus den verkehrspolitischen dann historische Gedanken. So also war das, als 1883 hier die erste Krefelder Straßenbahn-Linie mit Dampf Richtung Osten fuhr. Zunächst bis „Thiergarten“ und Bockum, dann ab November desselben Jahres bis zum Uerdinger Markt. Die Strecke gleicht also weitgehend dem heutigen Verlauf. Früher war Uerdingen per Schiene mal mit Hüls verbunden (damals: Linie 3), dann mit der TEW Betriebsverwaltung. Inzwischen ist dieser Ast wieder gekappt, weil es kaum noch Fahrgäste gab, die in diesen Teil des Krefelder Südens wollten.

Empfehlung: Aussteigen und durchs Bismarckviertel laufen

 Die Attraktionen des Sprödentalplatzes sind regelmäßiges Ziel an der Strecke.

Die Attraktionen des Sprödentalplatzes sind regelmäßiges Ziel an der Strecke.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Auf der guten alten und immer noch vorhandenen Strecke wechseln sich nun interessante Architektur und Ausflugsziele ab. An der Architektur ist gut abzulesen, dass hier Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Verbindung entstanden ist. So gibt es beispielsweise in den 200er-Hausnummern der Uerdinger Straße eine Menge schöner Gebäude links und rechts der Bahn. Nördlich der Uerdinger Straße auf dieser Höhe befindet sich das Bismarckviertel, das ab 1870 entstand und noch heute für interessante Architektur (unter anderem die Villa Merländer mit der NS-Dokumentationsstelle, Haus Leyental und die Alte Seidenweberei), schöne Bäume und Grünflächen steht.

 Der Zoo-Eingang: Im Krefelder Tierpark gibt es 159 unterschiedliche Tierarten.

Der Zoo-Eingang: Im Krefelder Tierpark gibt es 159 unterschiedliche Tierarten.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Als nächstes Ausflugsziel an der Strecke taucht rechts der Sprödentalplatz auf. Er beheimatet zwei Mal im Jahr eine große Kirmes und immer mal wieder einen Zirkus oder eine andere Show. Auf dem benachbarten Sportplatz spielen in Zukunft die American Footballer von den Krefeld Ravens, die in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich von einer Liga in die nächste geklettert sind und passend zum guten Sport ihre Gäste rund ums Spielfeld gut versorgen und unterhalten. Wichtige Warnung: Wer aus der Innenstadt kommt und zum Sprödentalplatz will, muss nicht warten, bis die Haltestelle so heißt. Bereits an der Station „Moltkestraße“ ist man einem der beschriebenen Rummel sehr nah.

 Der Sollbrüggenpark ist eine von drei Grünanlagen, zu denen die Linie 043 fährt.

Der Sollbrüggenpark ist eine von drei Grünanlagen, zu denen die Linie 043 fährt.

Foto: Ja/Strücken, Lothar

Direkt an der übernächsten Haltestelle sieht der Stadtrundfahrer den Eingang zum Krefelder Zoo. So wie man ihn hier beziehungsweise aus der Bahn wahrnimmt, macht er genau den richtigen Eindruck. Nicht zu groß, nicht auf den großen Effekt aus, sondern übersichtlich und familiär. Rund 1000 Tiere (Insekten nicht mitgezählt) oder 159 Arten (plus 50 Schmetterlingsarten) leben dort. Der Zoo öffnet immer um 9 und schließt zwischen März und Oktober um 19, in den Wintermonaten um 17 Uhr. Empfehlungen für den Besuch: Schmetterlings-Dschungel und Regenwaldhaus, Pinguin-Pool und Nashornanlage anschauen und auf jeden Fall bis zum Affentropenhaus am hinteren Ende laufen.

 Architektonischer Höhepunkt: das Rathaus in Bockum.

Architektonischer Höhepunkt: das Rathaus in Bockum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Linie 043 bleibt auch nach dem Zoo der Natur und den Ausflugszielen nahe. Auf der linken Seite folgen kurz hintereinander der Schönhausen-, der Sollbrüggen- und der Neuenhofenpark. Nahe der letztgenannten Grünanlage steht die nächste architektonische Wonne, das Bockumer Rathaus. Wer das erste Mal daran vorbeikommt, wundert sich mit Blick auf das blaue Schild, wie Polizeistationen in Krefeld aussehen. Der Hintergrund: Das Rathaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, schon 1907 wurde Bockum eingemeindet. Heute haben dort das Bürgerbüro und eben die Polizei ihre Adresse.

 Auf dem Weg zum Uerdinger Bahnhof ist der Turm der Michaelskirche zu sehen.

Auf dem Weg zum Uerdinger Bahnhof ist der Turm der Michaelskirche zu sehen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Auch bei den 600er Hausnummern der Uerdinger Straße sind noch mal schöne Gebäude zu sehen, der Bruch kommt mit der Station Fasanenstraße und der dort gelegenen Unterführung. Anschließend dominiert erst einmal eine sehr funktionale Architektur. Langsam geht es nach Uerdingen rein, an der Alten Krefelder Straße kehren die schönen Fassaden zurück ins Blickfeld.

Die gut mit Geschäften gesäumte Fußgängerzone und den Uerdinger Markt kann auf diesem Streckenabschnitt nur erahnen. Letzter Höhepunkt ist der Turm der Michaelskirche. Dann endet die Fahrt, wie sie begonnen hat: an einem Bahnhof, der einem einige Sorgen bereitet.

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