Zoo Krefeld : Lichtblick: Shomari kann wieder sehen
Der Vater tot, die Familie gesundheitlich angeschlagen — so sah es bei den Guereza-Affen aus. Doch nun haben alle wieder Spaß.
Sie ist verzwickt, die Familiengeschichte der Guereza im Krefelder Zoo. Viele Jahre herrschte Harmonie bei der kleinen Affengruppe. Aber nach dem Tod des Vaters Kuomi im Jahr 2015 ist die „jahrzehntelang fantastische Familie vom Glück verlassen“, wie es die Zoosprecherin Petra Schwinn formuliert. Drei Weibchen starben wegen Altersschwäche oder Krankheit, so wie Tine im vergangenen Jahr. Die beiden neu hinzugekommenen Jasira, geboren 2013 und 2016 aus dem Kölner Zoo nach Krefeld gezogen, und Esi, 2012 in Krefeld geboren, sind noch sehr jung.
„Das heißt, dass wir kein erfahrenes Weibchen haben“, fasst Schwinn zusammen, „die Familienstruktur ist einfach zusammengebrochen.“
Hinzu kommen zwei Sorgenkinder, die — wie Esi — zum Nachwuchs des verstorbenen Kuomi gehören. Der acht Jahre alte Morani ist geistig zurückgeblieben. Und auch der vor zwei Jahren geborene Shomari verhielt sich merkwürdig, sprang beispielsweise sehr unsicher durch die Anlage. Wie sich herausstellte, litt der Kleine unter einem angeborenen grauen Star, wie er bei den Menschen eher im hohen Alter häufig ist, aber auch bei Kindern vorkommt. Shomari konnte deshalb nur Schatten erkennen. „Für ihn selbst war es nur bedingt ein Problem, weil er die eingetrübte Linse von Geburt an hatte und gelernt hatte, sich im Gehege irgendwie zurechtzufinden“, erzählt Schwinn, „er war ja auch lange mit seiner Mutter Tine unterwegs.“
Die Diagnose bedeutete jedoch für die ganze Gruppe, dass keine neuen Attraktionen wie Äste oder Hängematten in die Anlage durften, weil sich Shomari sonst eben nicht mehr hätte orientieren können. Und auch eine über die Jahre von den Zoobesuchern geliebte Attraktion musste wegen der beiden Sorgenkinder unterbunden werden. Ein Lieblingssport von Krefelder Guereza-Jungtieren war es, durch die Maschen ihrer Anlage - früher das Löwengehege - zu entwischen und Abenteuer zu suchen. Auch der zurückgebliebene Morani hatte diese Lücke schon mal genutzt. „Aber im Gegensatz zu den anderen fand er nicht wieder zurück“, berichtet die Zoosprecherin. Wie für ihn sei nach der Diagnose auch für den blinden Shomari klar gewesen, dass er „auf keinen Fall durch die Maschen schlüpfen durfte“. Im Gehege sorgt deshalb ein Innennetz mit kleineren „Löchern“ für den nötigen Ausbruchschutz.
Für den Augenkranken gab es zu seiner Sicherheit außerdem im Gehege noch ein kleineres Gehege. Klar war: Wenn Shomari durch eine Operation wieder sehen könnte, würde das für ihn ein schöneres Leben bedeuten und gleichzeitig für seine Familie ein abwechslungsreicheres möglich machen. Turnen, springen, baumeln, toben auf neuen und sich immer wieder verändernden Klettergelegenheiten mit Ästen, Seilen, Hängematten für alle.