Lebenslang für Autohändler-Mord

Das Landgericht nimmt Fred Wittig seine Geschichte vom Mitläufer nicht ab und schickt ihn für lange Zeit hinter Gitter.

Krefeld. Er ist ein Mann mit zwei Gesichtern, sagt Richter Herbert Luczak über Fred Wittig: Liebevoller Vater von vier Kindern auf der einen Seite, ein Mensch, der über Leichen geht, auf der anderen.

"Ein kaltblütiger Mörder, der Askin U. ohne jedes Mitleid hingerichtet hat", so der Vorsitzende der zweiten großen Strafkammer am Krefelder Landgericht. Deshalb verhängte das Gericht eine lebenslange Haftstrafe gegen den 46-Jährigen.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund bewaffneter Banküberfälle mit scharfen Pistolen, die der stämmige Norddeutsche in den 90er Jahren begangen hat, stellte das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld fest, was eine frühzeitige Haftverschonung nahezu ausschließt.

Am 19. Mai 2008 hat Fred Wittig nach Überzeugung des Gerichts den 27-jährigen Oppumer Autohändler in dessen Top-Cars-Büro brutal umgebracht. "Allein", wie Luczak betont.

Die Geschichte von einem "Paul", der mal Niederländer, dann türkischstämmig sein sollte, hat ihm das Gericht zu keiner Zeit abgekauft. Die Aussagen des gelernten Kfz-Meisters "waren klägliche Versuche, uns das Unplausible plausibel zu machen". Die Version, "Paul" könne Wittigs Familie etwas antun, wenn dieser ihn verrate, hält Luczak für abstrus.

Der 46-Jährige sei ganz allein für die Tat verantwortlich. U. habe sich an dem Montagmorgen auf den Boden legen müssen, sei mit Handschellen gefesselt worden. Wittig setzte dem hilflosen Mann einen selbstgebastelten Schalldämpfer, der auf einer Pistole steckte, an den Hinterkopf und drückte ab, ist sich das Gericht sicher.

Dass der 46-Jährige Geld erbeutete, könne allerdings nicht bewiesen werden. Der Mann habe Autohändler für Raubzüge ausgesucht, da in Banken heutzutage nicht mehr ohne weiteres Geld erbeutet werden könne. Dort gibt es fast nur noch automatische Kassentresore.

Die Familie des Opfers, die in der Nebenklage aufgetreten war, nimmt das Urteil mit Erleichterung zur Kenntnis. Der Vater des Getöteten spricht davon, dass Wittig ein gefährlicher Mensch sei.

Davon ist auch der Anwalt der Witwe überzeugt: "Es hätte weitere Opfer gegeben." Das Gericht ist jedenfalls der Überzeugung, dass auch der zur Last gelegte Mord an einem belgischen Autohändler am 30. November 2007 auf das Konto Wittigs gegangen ist. Der Prozess hierzu wird vermutlich in Belgien folgen.

Nachdem der 46-Jährige bereits zweimal seine Flucht geplant hat und sogar einen Mithäftling - ein kolumbianischer Drogenhändler, der im Knast als "Mafia-Boss" gilt - um Mithilfe bat, sagt Richter Herbert Luczak: "Er wird weiter versuchen, zu fliehen. Die erste Gelegenheit, die sich ihm bietet, wird er nutzen." Er könne deshalb nicht mit einer Lockerung der Sicherungsmaßnahmen rechnen.

Wittig hatte in seinem Schlusswort weiter seine Unschuld beteuert: "Ich habe diese Tat nicht begangen. Der Täter läuft draußen noch frei herum." Der Vorsitzende Richter gab deshalb auch zu verstehen, dass der 46-Jährige Revision gegen die Entscheidung des Landgerichts einlegen wird.

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