Leben im Denkmal: „Ein besonderes Flair“

Tanja Kirsch-Boy und ihr Mann ziehen bald in eine alte Fabrikanten-Villa.

Krefeld-Bockum. Die Familie Wirtz muss viel gereist sein. Dass lässt jedenfalls die Architektur in der Villa an der Uerdinger Straße vermuten. "Sie ist einfach nicht in einem Stil gebaut worden", erklärt Tanja Kirsch-Boy, die vor einigen Monaten mit ihrem Mann das Anwesen erworben hat, bei einem Rundgang. "Die Veranda erinnert eher an die Südstaaten. Dafür sind die Säulen aber zu schnörkelig."

Auf jeden Fall muss der ehemalige Hausherr, ein Fabrikant, viel Geld in den Bau von 1914 gesteckt haben. "Die Ausstattung ist sehr aufwändig." Die schön gestalteten Fenster und die geschnitzten Treppengeländerknäufe sind nur zwei Beispiele - und unterm Dach gibt es Räume für die ehemaligen Dienstboten.

Leben im Denkmal ist für Tanja Kirsch-Boy und ihren Mann Hans Kirsch nichts Neues. Derzeit wohnt das Paar noch in Linn "in einer denkmalgeschützten Fassade". Mit ihren beiden Kindern wollte die Familie auf jeden Fall in Krefeld bleiben. "Ich bin mehrmals an der Villa vorbeigekommen und hatte das Schild ,Zu verkaufen’ gesehen. Aber eigentlich, dachte ich, das Haus sei zu groß", erinnert sich die 38-Jährige.

Immerhin 350 Quadratmeter ist die Wirtz-Villa groß. "Man muss ja schon dran denken: Lässt sich so etwas später noch veräußern? Mein Mann hat sich dann aber in das Haus verliebt. Ich hatte keine Chance mehr, es schlecht zu machen", erzählt Kirsch-Boy mit einem Schmunzeln. Außerdem reize das Wohnen in der Innenstadt. "Wir mögen das einfach."

Längst ist sie in der Aufgabe, die Neugestaltung voranzutreiben, aufgegangen. "Ein altes Haus hat einfach ein ganz besonderes Flair." Um die Sanierung kümmert sich mit Ulf Schröders aus Viersen ein Experte, der schon viele Denkmäler unter seinen Fittichen hatte. "Wir werden die alte Substanz komplett erhalten", sagt die Hausherrin. Man werde aber nicht versuchen, bei der Inneneinrichtung alte Dinge "nachzuäffen".

"Es wird modern. Die Holzvertäfelung zum Beispiel wird weiß." Alles geschieht natürlich in Absprache mit dem Denkmalamt. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt Kirsch-Boy, die sich vorstellen kann, irgendwann die Villa zum Beispiel auch als Kulisse für Fotografen zur Verfügung zu stellen. "Oder wir machen beim Tag der offenen Gartenpforte mit."

Bis Anfang nächsten Jahres will die Familie einziehen. "Auch wenn der Aufwand groß ist, wir würden das jederzeit wieder machen", sagt die Krefelderin und blickt schon einmal voraus. "Das, was am Ende dabei rauskommt, lohnt sich einfach. Das Haus hier ist dann genau das, was wir uns immer vorgestellt haben."

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