Krefeld : Leben am Ring: Bunker schluckt die lautesten Töne
Rund 40 Probenräume für Bands gibt es im Gebäude am Deutschen Ring. Die Musiker richten sie alle unterschiedlich ein.
Krefeld. Es gibt diese Orte, die gerade so vor rebellischer Jugendkultur strotzen. Dort wo die Wände mit Graffitis übersäht sind, fühlen sich junge Punker wohl und Spießer nicht heimisch. Einer dieser Orte ist die Bunkeranlage am Deutschen Ring, nicht weit von einem Campus der Hochschule Niederrhein entfernt. Dieses graue Gebäude aus kaltem Beton und Stahl diente einst Krefeldern als Zufluchtsort im Zweiten Weltkrieg.
Heutzutage ist es ein Zufluchtsort für Musiker, die ungestört an ihren Songs feilen wollen oder einfach nur abrocken und Krach machen möchten. Die dicken Wände, die sogar einem Bombenangriff standhalten würden, geben dem Schall keine Chance nach draußen zu gelangen. Daran kann selbst die kräftigste Bassstimme und das lauteste Schlagzeug nichts ändern. Zudem gibt es eh keine direkten Nachbarn, die von den Bands gestört werden könnten.
„Zum Teil proben die Bands auch nachts“, weiß Christa Müthing, Gesellschafterin des Bunker-Gemeinschafts-Zentrums. Zusammen mit dem Techniker Maks Supovec verwaltet sie das Objekt in Krefeld. „Ich bin für den kaufmännischen Part zuständig, er für den Technischen.“ Rund vierzig Proberäume können in Krefeld von Nachwuchsmusikern und Altrockern gemietet werden. Mit rund 150 Euro, inklusive Strom, ist man dabei und darf den Bunker an 364 Tagen im Jahr besuchen.
„Wir sind bestrebt, dass hier nur Leute reinkommen, die hier hingehören.“ Fremde, die keinen Bunkerausweis besitzen, dürfen in der Regel nicht hinein. Ansonsten haben die Mieter im Krefelder Bunker viele Freiheiten, dürfen auch rauchen und Alkohol trinken, sofern dies nicht eskaliert. „Wir müssen schließlich auch die Toiletten reinigen und da ist es schon besser, wenn sich niemand übergibt.“
Der Spaß hört jedoch spätestens dann auf, wenn sich die Mieter am Material der anderen Bands vergreifen. Das ist dann nicht mehr bloß Unfug, sondern kriminell. „Ich habe Leute schon eigenhändig vor die Tür gesetzt“, erinnert sich Christa Müthing.