Latumer Bruch trocknet aus

Das Entfernen einer Betonschwelle im Oelvebach bringt die typische Flora und Fauna in Gefahr.

Krefeld. Manchmal kann ein ganz kleines Ding Großes bewirken. In diesem Fall ist es eine nur etwa 20 Zentimeter hohe und gut einen Meter lange Schwelle. Früher hat dieses unscheinbare Betonteil im Oelvebach dafür gesorgt, dass sich die Bruchlandschaft im Süden Gelleps prächtig entwickeln konnte. Genau genommen bis vor drei Jahren. „Dann ist sie entfernt worden“, beklagt Naturschützerin Rebekka Eckelboom.

Die Folgen sind immens, wie ein Gang durch das besonders geschützte Latumer Bruch beweist. Dort, wo einst Feuchtigkeit Grundlage blühenden Lebens war, ist es trocken, staubtrocken. Das sei nicht allein durch den langen, regenarmen Winter zu erklären, wie Eckelboom anhand von Beispielen belegen kann. So machen sich zwischen den Röhrichten und Seggen Brennnesseln, Brombeeren, Holunder und Weißdorn breit — in erschreckendem Ausmaß, was auf eine lange Trockenheitsphase hinweist.

Das Fatale daran: Jene Pflanzen, die für das Bruch so typisch sind, das Gebiet besonders wertvoll machen, werden geradezu erwürgt. Sie schwächeln immer mehr und werden überwuchert. Letztlich bleiben dann auch die seltenen Tiere wie Knotenameise, Bläuling und Nachtigall aus, die auf eine passende Flora angewiesen sind. „Noch haben wir hier das größte Nachtigall-Revier vom Niederrhein“, betont Eckelboom.

Damit dies auch so bleibt, will die Landschaftswächterin nun die beteiligten Parteien an einen Tisch holen. Schließlich geht es ja eigentlich nur um eine etwa 20 Zentimeter hohe Schwelle. Diese querte bisher die Sohle des Oelvebachs und sorgte so für einen Rückstau des nur zeitweise fließenden Wassers. „Genehmigt wurde sie vor rund zehn Jahren von der Unteren Wasserbehörde“, sagt Eckelboom.

Auch dies war schon ein Kompromiss, denn einst habe der Oelvebach ein eher flaches Ufer gehabt. Noch vor 15 bis 20 Jahren sei das Bachbett nicht so stark gepflegt worden, eine Sandschwelle habe da die Funktion der Betonleiste erfüllt und die Altstromrinne mit Wasser versorgt, erinnert sich Eckelboom. Jetzt versickert das Wasser sehr bald im sandigen Untergrund des Bachbetts.

Dass der Beton weggerissen wurde, ist etwas ominös. „Meines Wissens war es der Deichverband Meerbusch“, so die Naturschützerin. Dabei handelt es sich um Krefelder Gebiet. Man habe sich wohl irrtümlich auf Meerbuscher Areal gewähnt, vermutet Eckelboom. Der Grund für das Entfernen der Schwelle: Es wurde wohl befürchtet, dass es zu Feuchtigkeit in Häusern kommen könne. Eine Angst, die Eckelboom nicht nachvollziehen kann. Die Ingenieurin ist den ganzen Striebruchsbach entlanggelaufen, um Ausschau nach gefährdeten Objekten zu halten. „Ein Haus in Lank-Latum habe ich entdeckt.“

Doch dessen Besitzerin sei dort aufgewachsen und könne sich nicht an Feuchtigkeitsprobleme erinnern, berichtet Eckelboom. Sachlich spricht aus ihrer Sicht nichts gegen die neuerliche Anlage einer Schwelle. „Preiswert ist es auch.“

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