Maler Will Cassel macht sich selbst ein Geschenk

Krefeld · Zu seinem Geburtstag zeigt der Maler in seiner neuen Ausstellung „Baum Ruine“ seine Lieblingsmotive. Am Samstag wird der Krefelder 91 Jahre alt.

Will Cassel zeigt seine Werke unter dem Titel "Baum Ruine". Foto: Dirk Jochmann

Will Cassel zeigt seine Werke unter dem Titel "Baum Ruine". Foto: Dirk Jochmann

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Zu seinem 91. Geburtstag hat sich der Krefelder Maler Will Cassel ein besonderes Geschenk gemacht: In seiner neuen Ausstellung „Baum Ruine“ – die noch bis zum 2. September im hauseigenen Atelier in Traar zu sehen sein wird – widmet er sich vor allem seinen Lieblingsmotiv, dem Garten. Die Retrospektive zeigt Bilder und Objekte von 2006 bis in die Gegenwart.

Wenn Will Cassel durch seinen urigen, dicht bewachsenen Garten schlendert, findet er die Inspiration für seine Bilder. Jeder Baum, jeder Strauch und jede Blüte, die um sein altes Buschhüter Haus wachsen, spiegeln sich in seinen Zeichnungen und Malereien irgendwo wider. „Jede Blüte im Garten ist für mich eine Sonne, die auch wieder verblüht“, beschreibt der 91-Jährige seinen Schaffensprozess. Cassel sehe den Garten als Symbol für die Welt. Und so verwendet er heute ausschließlich Motive aus der Nachbarschaft.

Drei Zeichnungen für einen umgefallenen Kirschbaum

So etwa der umgefallene Kirschbaum, den er von seinem Atelier aus betrachten kann. Auf drei Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die dieses Jahr entstanden sind, zeigt er den umgefallenen Kirschbaum sowie das Resultat der Zerstörung im Garten. Aber auch die Weide, die für ihn ein charakteristisches Symbol des Niederrheins darstellt, taucht auf seinen Exponaten immer wieder auf.

„Das Leben ist ein Kommen und Gehen,“ so der Krefelder Künstler „und alles ist im Fluss.“ Im Gegensatz zu imposanten Ölgemälden in kräftigen Farben und Aquarellen mit ausholenden Pinselstrichen, verliert Cassel sich heute wieder im Detail seiner reduzierten Zeichnungen. So zieht sich auch das Symbol der unendlichen Wiederholung wie ein roter Faden durch seinen Schaffensprozess. In seinem Spätwerk geht er wieder zurück zum Beginn seines Künstlerdaseins, wo er noch überwiegend zeichnete. „Für mich ist die Freiheit das Wichtigste und deswegen greife ich bewusst zu alten Mitteln.“ Seine letzten Werke zeichnete er allesamt mit einer weißen Schwanenfeder.

Natürlich tauchen aber auch in der aktuellen Retrospektive wieder die kleinen weißen Gartenzwerge aus Gips, welche seit jeher sein Markenzeichen sind, auf. Dieser treue Begleiter, den er vor vielen Jahren in einem Zechenhausgarten im Ruhrgebiet gefunden hatte, ist Hauptdarsteller seines Welttheaters. Ein Stilmittel, welches seinen gesamten Künstlerkosmos auf die Bühne bringt. Denn für Will Cassel ist das Sein der Gegenwart immer nur ein Zufallselement für Dinge, die passieren. Bei ihm müsse man nicht nur eine Zeichnung, ein Objekt oder ein Gemälde in Augenschein nehmen, sondern immer das Ganze sehen. Trotz voranschreitenden Alters, arbeitet Will Cassel kontinuierlich.

Fünf bis sechs Tuschezeichnungen sowie ein oder zwei Ölgemälde entstehen im Laufe eines Jahres in seinem Krefelder Atelier. „Das Sehen und Hören wird immer schwerer, aber ich kann einfach nicht aufhören“, erzählt Cassel, der einst in New York ausstellte, in Barcelona mit dem internationalen Kunstpreis Prix Joan Miro ausgezeichnet wurde (1977) und von 1972 bis 1982 dreimal bei der Documenta in Kassel beteiligt war. Heute zeigt er seine Zeichnungen, Ölgemälde, Aquarelle und Objekte nur noch im Cassel-Haus am Kuhdyk 20. Rund drei mal im Jahr öffnet er hier die Tür seines Buschhüter Hauses und lässt seine Besucher für einen kurzen Moment Teil seines Welttheaters werden. Von seinem gesamtem Künstlerkosmos kann man sich im angrenzenden Cassel-Museum direkt über seinem Atelier verzaubern lassen.

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