Zwischen Liebe und Spielsucht

Die Inszenierung von Tschaikowskys Oper „Pique Dame“ hat die Krefelder begeistert.

Krefeld. Unglückliche Liebe, Spielleidenschaft und drei magische Karten. Darum rankt sich die dramatische Handlung von Peter I.Tschaikowskys Oper "Pique Dame", die am Krefelder Theater Premiere feierte. Ein besonderes Erlebnis war dabei, das Stück in der Originalsprache zu hören, eine Aufgabe, die das Ensemble mit Bravour meisterte.

Die tragische Geschichte, die auf eine Novelle von Puschkin zurückgeht, erzählt vom Schicksal des Offiziers German, der als gesellschaftlicher Außenseiter und unglücklich Verliebter nur mit Hilfe des Kartenspiels sein Glück zu machen glaubt.

Als Reise in die Besessenheit zeigt Regisseur Francois de Carpentries diesen Weg, der tödlich endet. Dieses Ende deutet sich am Beginn der Inszenierung an. German liegt tödlich verwundet am Boden und erinnert sich zurück.

Hinter einem transparenten Schleier erscheint schemenhaft eine weiß gekleidete Gesellschaft. Es ist die alte Aristokratie am Vorabend der russischen Revolution. Denn das Stück erzählt auch von einer Zeitenwende.

In starken Bildern macht die Inszenierung das an vielen Punkten sichtbar, wozu das kongeniale Bühnenbild (Siegfried E. Mayer) einen wesentlichen Beitrag leistet.

Ein ehemals prächtiger Saal, der jetzt deutliche Spuren der Zerstörung zeigt und eine wunderbar morbide Atmosphäre schafft, steht im Zentrum der Ausstattung. Prächtige Kostüme (Karine Van Hercke) und eine differenzierte Lichtregie schaffen einen stimmungsvollen Rahmen für eine Handlung, die zunehmend düsterer wird.

In einer trostlosen Atmosphäre macht German sein entscheidendes Spiel mit Offizieren, die vom Krieg gezeichnet sind. Dazwischen steht die Welt der geheimnisvollen Gräfin, die in dämonischem Rot gezeigt wird. Die Gräfin steht auch für die verhängnisvolle vierte Karte, die Pique Dame.

Dass sie der Dreh-und Angelpunkt in der Geschichte ist, wird in dem tänzerischen Intermezzo (Choreografie Robert North) der Ballszene deutlich sichtbar gemacht. Sie führt vier Tänzerinnen herein, welche die Protagonisten der unglücklichen Dreierkonstellation, German, Lisa und Fürst Jeletzki, wie Marionetten vorführen.

Kerstin Brix lässt als stimmlich eindrucksvolle Gräfin mit jeder Bewegung die Eleganz einer längst vergangenen Epoche sichtbar werden. Wenn sie sich, kurz bevor German ihren Tod verursacht, an ihre glanzvolle Vergangenheit erinnert, zählt dies zu den ergreifendsten Momenten des Abends, der auch musikalisch Einiges zu bieten hat.

Starken Eindruck hinterlassen auch Janet Bartolova als leidenschaftliche Lisa und Mikael Babajanyan als ihr unglücklicher Verlobter Jeletzki sowie Hayk Dèinyan als Graf Tomski.

Immer wieder an die Grenzen seiner stimmlichen Möglichkeiten gerät Timothy Simpson als German, der auch darstellerisch zu hölzern bleibt.

Die Niederrheinischen Sinfoniker unter ihrem Generalmusikdirektor Graham Jackson loten die vom Wechsel der Emotionen gekennzeichnete hochromantische Musik Tschaikowskys in differenzierten Klangbildern aus. Viel Beifall für einen packenden Opernabend.

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