Zeitzeugen : Ein Appell gegen das Vergessen
Krefeld NS-Zeitzeugin Eva Weyl hat einen Zwischenstopp im Gymnasium Horkesgath gemacht. Dort erzählte sie Schülern der Oberstufe ihre Leidensgeschichte als niederländische Jüdin im Durchgangslager Westerbork.
„Alles wird gut, Eva. Bald geht es wieder nach Hause.“ Eva Weyl kann sich noch gut an die hoffnungsvollen Worte ihrer Eltern erinnern. Wie ein Mantra werden sie der damals Sechsjährigen heruntergebetet – „und alle, Erwachsene sowie Kinder, haben das in Westerbrok geglaubt“, sagt die 83-jährige Zeitzeugin. Mit großen Augen schauen die Schüler der Oberstufe des Gymnasiums Horkesgath Weyl an, während sie von ihren Kindheitserlebnissen im niederländischen Durchgangslager Westerbrok erzählt.
Sie bezeichnet sie als unwirklich, gerade zu perfide. Denn der Kommandant des Lagers, Albert Konrad Gemmeker, sorgte dafür, dass es den Insassen an nichts fehlte. „Uns ging es gut. Es gab genug zu essen – ich ging nie hungrig zu Bett. Sogar Arbeit wurde geschaffen und Kulturabende eingeführt, damit die Menschen beschäftigt waren.“ Das Kabarett war eines der besten, erzählt Weyl. Viele SS-Offiziere kamen nach Westerbrok, um sich die Revue anzusehen.
Schule, Arbeit und Kabarett:
Das Leben in Westerbrok
Die Münder der Jugendlichen stehen offen. Eine Kleinkunstbühne in einem Durchgangslager für Menschen, deren nächste Haltestelle eines der Vernichtungslager im Osten ist? Ja, das gab es, bestätigt die 83-Jährige. „Gemmeker kreierte einen schönen Schein. Das war Teil seines Plans, um die Menschen im Lager ruhig zu halten.“ Zwar hörten die Insassen Gerüchte von deutschen Lagern in Polen und den dortigen Gräueltaten, doch in Westerbork konnte und wollte man das nicht glauben. Doch der Genozid während des Zweiten Weltkriegs war nur allzu wirklich.