„Yves Klein war ein Darsteller im besten Sinn“

Anita Ruhnau und ihr Mann Werner erzählen über ihre Begegnungen mit Yves Klein.

Krefeld. Die temperamentvolle ältere Dame erzählt, als sei es gestern gewesen. Wie sie 1957 gemeinsam mit ihrem Mann in Paris die Galerie Iris Clert besuchte und dort zum ersten Mal Bilder von Yves Klein sah. Im Rahmen der einwöchigen Präsentation "Yves Klein-le Vide" interviewte Thomas Janzen von den Kunstmuseen Anita Ruhnau über diese spannende Zeit. Begleitet wurde sie von ihrem Mann, dem Architekten Werner Ruhnau, der damals ende der fünfziger Jahre mit dem Bau des Gelsenkirchener Theaters beschäftigt war.

Ruhnau und Klein verstanden sich auf Anhieb, die Idee der Immaterialität verband beide und so wünschte sich der Architekt für die Ausgestaltung des Foyers den in Deutschland damals völlig unbekannten jungen französischen Künstler.

Das Ehepaar Ruhnau bringt auch die ersten monochromen Bilder Kleins nach Deutschland. "Yves hat die Bilder akribisch signiert und diese Tatsache darauf vermerkt", erzählt Anita Ruhnau.

Für die Ausgestaltung in Gelsenkirchen wird ein Wettbewerb ausgeschrieben und Klein gehört gemeinsam mit Norbert Kricke, Paul Dierkes und Robert Adams zum Siegerteam.

Im Folgenden entstehen die bis heute dort erhaltenen großen Schwammreliefs. Anita Ruhnau hat Kleins Arbeit hautnah miterlebt. Für den Blauton kreierte er eine spezielle wassergebundene Mischung, die heute noch unter dem Namen "Gelsenkirchener Blau" geläufig ist. "Der ganze Raum sollte in Blau klimatisiert, also aufgeladen sein", sagt sie.

Vom Gelsenkirchener Traumpalast war damals die Rede, es gab jedoch auch Hass und Ablehnung. "Ich bekam danach keine Aufträge mehr in der Stadt", bemerkt Werner Ruhnau bitter. Dass zwei Farben von der Wahrnehmung einer Farbe ablenken würden gehörte zu Kleins Grundsätzen. Auf die Struktur der Oberfläche legte er Wert. "Er hat Steinchen in den Putz geworfen", erinnert sich Anita Ruhnau. 1961 kam das Ehepaar zu Kleins legendärer Ausstellung ins Haus Lange.

Ihr Eindruck war unterschiedlich. Der leere weiße Raum beeindruckte Anita Ruhnau damals nicht besonders, sie war von dem "ganzen Kosmos" den die Schau präsentierte fasziniert. Ihr Mann war von dieser Fülle enttäuscht. "Das war eine fantastische Bilderausstellung, aber weit entfernt von unseren Vorstellungen", meint er.

Anita Ruhnau sieht Klein mit seinen damals so utopisch erscheinenden Vorstellungen als wichtigen Motor für spätere Kunstbewegungen und sie erinnert sich an den Menschen selbst: "Yves war ausgesprochen liebenswürdig und er war ein Darsteller in bestem Sinn".

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