Klavierabend in Krefeld Yuna Tamogamis Klangkultur

Es bedarf schon einer außergewöhnlichen Pianistik, um das Spitzenmodell von Kawai, den Shigeru-Konzertflügel SK-7, in seiner vollen Klangentfaltung zu erleben. Die erst 28-jährige japanische Konzertpianistin Yuna Tamogami beeindruckte mit ihrem Klavierabend im Helmut-Mönkemeyer-Saal der Musikschule Krefeld das Publikum nicht nur mit Klangvielfalt und Virtuosität, sondern auch mit einer Diversität an pianistischer Anschlags- und Klangkultur.

 Die Pianistin Yuna Tamogami war zu Gast in der Musikschule.

Die Pianistin Yuna Tamogami war zu Gast in der Musikschule.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Nach über zwei Jahren Pandamie-Pause gab es endlich wieder einen Kawai-Klavierabend. Die neue „Botschafterin für Hochschulen und Artist Relations“ Anne-Sophie Desrez, Veranstalterin und Leiterin der Klavierabend-Reihe, verkündete, dass es noch in diesem Jahr vier weitere Konzerte geben wird. Die lang erduldete Corona-Zwangspause scheint vorbei zu sein.

Programm hat
Patchwork-Charakter

Tamogamis Programm hatte Patchwork-Charakter, sechs verschiedene Komponisten füllten das Programm, den Rahmen bildeten zwei russische Komponisten, Skriabin und Rachmaninow. Verhalten begann die Pianistin den Abend mit Skriabins „Vers la Flamme op. 72“. Hier wurden bereits die wesentlichen Merkmale ihres Spiels deutlich. Ein kultivierter, sehr sensibler Anschlag bescherte dem Zuhörer eine große Bandbreite an differenziert leuchtenden Klangfarben. Eine Klangwelt, die sich in Albeniz‘ „Iberia, Book 1“ mit verträumten, zwischen Spätromantik und Impressionismus angesiedelten Klangkaskaden fortsetzte. Es gelang der Pianistin trotz gedämpfter Lautstärke, einen durchsetzungsfähigen, aber nie aufdringlich wirkenden, tragenden Klang zu produzieren. Ganz anders, aber ebenso faszinierend, interpretierte Tamogami die zwischen beiden Werken platzierte Beethoven-Sonate „Opus 2 Nr. 3 in C-Dur“. Hier war klassisch-klares Spiel angesagt, mit erstaunlich wenig Pedal, dafür deutlich artikulierten, filigranen Tonfiguren und einer beeindruckenden, virtuosen Fingerfertigkeit. Man erlebte eine hochbegabte Nachwuchs-Pianistin mit einer sicher beherrschten, ungemein präzise kontrollierten Technik, dazu charmant-verspielte Ornamentik und brillante Läufe. Merkmale, die das frühe Werk Beethovens, des damals 25-jährigen Meisterschülers Joseph Haydns, prägten.

Dann folgte Hochromantik pur. Zwei Chopin-Werke, „Nocturne Nr. 3 in H-Dur op. 9“ sowie „Scherzo Nr. 4 in E-Dur op. 54“, gaben der Pianistin den Freiraum, alles an Virtuosität, Klangentfaltung, Farbigkeit und romantischer Stimmung auszuleben. Ihr Spiel war eloquent. Sie spielte hier wie auch in den letzten beiden Stücken von Toru Takemitsu („Rain Tree Sketch II“) und Sergei Rachmaninow („Sonate Nr.2 in b-Moll op.3 6“), als würde sie mit Tönen eine Geschichte erzählen. Man spürte die russische Seele mit der ihr eigenen Sehnsucht und Leidenschaft, dazu wohltuend zarte Klänge im langsamen Satz, schließlich im Finale ein furioses, virtuoses Feuerwerk – es waren wohltuend andere Emotionen als die, die man aktuell aus Russland wahrnimmt.

Yuna Tamogami, 2017 bereits erste Preisträgerin beim „Piano Festival Bolzano“, ist schon in zahlreichen Ländern aufgetreten. Kompliment an Kawai, denen es gelungen ist, diese vielversprechende Pianistin nach Krefeld zu holen. Langanhaltender Applaus wurde mit einer Zugabe belohnt, der „C-Dur-Etüde op. 10,1“ von Chopin.

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