Yoshio Hamano tobt über die Tasten

Der Pianist präsentiert ein Kawai-Konzert mit russischem Schwerpunkt.

Yoshio Hamano tobt über die Tasten
Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Mit dem ersten Kawai-Konzert des Jahres stellte sich der junge japanisch-russische Pianist Yoshio Hamano dem Krefelder Publikum vor. Für Hamano bedeutete sein Auftritt im Helmut-Mönkemeyer-Saal der Musikschule ein weiteres Übungskonzert auf dem Weg nach Moskau, wo er im Sommer zum XV. Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb zugelassen werden möchte.

Dementsprechend hatte er sich ein Programm mit eindeutig russischem Schwerpunkt zusammengestellt. Zum Auftakt tauchte er jedoch mit den „Images“ und der „L’ Isle joyeuse“ von Claude Debussy in den französischen Impressionismus ein. Sein Spiel brachte musikalische Aquarelle wie Holzschnitte hervor und schuf eine facettenreiche Klangwelt.

Einen schön gewählten, gleitenden Übergang bedeutete die Wahl der Klaviersonate Nr. 4 in Fis-Dur von Alexander Skriabin. Sie beginnt ungewöhnlich mit einem langsamen Satz, und Hamano rückte sie in seiner Interpretation in die Nähe Debussys — eine reizvolle Begegnung eines west-östlichen Impressionismus.

Doch mit dem zweiten Satz der Skriabin-Sonate, einem Prestissimo volando, macht der Pianist deutlich, wo seine Vorlieben zu liegen scheinen oder er sich auf seinen Auftritt in den Moskauer Wettbewerbsrunden vorbereiten möchte. Temporeiches Spiel mit äußerst kraftvollem Anschlag — er tobt über die Tasten des Shigeru-Flügels. Bei den drei Sätzen aus Igor Strawinskys „Petruschka“ kommen noch temperamentvolle tänzerische Noten hinzu, die aber auch sehr energisch und gerne im Fortissimo präsentiert werden. Seine Petruschka entwickelt sich zu einem Schwergewicht, legt eine überraschende Monumentalität an den Tag.

Ähnlich voluminös gestaltet Hamano die Klaviersonate Nr. 2 in B-moll von Sergej Rachmaninow. Man möchte den engagierten Pianisten darauf aufmerksam machen, dass er nicht in einem großen Konzertsaal spielt, sondern in einem eher intimen Kammermusiksaal. Zu einem versöhnlichen Ausklang werden da seine Zugaben, die zeigen, dass nicht nur Virtuosität und Lautstärke seine Sache sind, sondern dass er sich auch in feinen differenzierten Klangwelten souverän bewegen kann.

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