Kultur Wort-Schlacht de luxe im Schlachtgarten

Acht Poetry Slammer liefern sich beim Papp-a-la-Papp-Jahresfinale einen Kampf um den Titel des Krefelder Stadtmeisters.

Kultur: Wort-Schlacht de luxe im Schlachtgarten
Foto: Mark Mocnik

Krefeld. Pünktlich zu Beginn des Jahresfinales im Poetry Slam hört der Regen auf, die Sonne tauchte den Schlachtgarten in eine kleine Urlaubsoase. Liegestühle inklusive. Für die passende Abendunterhaltung sorgen dann die acht Poetry Slammer, die in der Saison 2015/2016 beim beliebten Krefelder Papp-a-la-Papp-Slam als Gewinner hervorgegangen waren.

Johannes Floehr, Moderator des Abends, verspricht dem Publikum „die besten Texte der Welt, die ihr euch mit Sicherheit sogar auf den Rücken tätowieren lassen wollt“.

Sandra da Vina, Poetry Slammerin

Den Auftakt des Abends macht Jason Bartsch, Vorjahressieger des Papp-Slam-Jahresfinales. Der Herner kann dieses Mal, da außer Konkurrenz, neben seinen Slam-Fähigkeiten auch sein Können an der Gitarre und beim Gesang präsentieren. Eine Ausnahme, da es beim Poetry Slam ansonsten verboten ist, komplette Texte mit einem Instrument zu begleiten oder zu singen.

Gleich zu Beginn stellt der sympathische Vorjahressieger humorvoll fest, dass es so etwas wie in Krefeld in seiner Stadt nicht gibt, nämlich: „Lebensfreude“. Die Lieder, die Bartsch singt, sind, in Slam-Manier, durchaus alltagskritisch und verweisen — mit einer gewissen Portion Sarkasmus — auf gesellschaftliche Tabus. Vielleicht, wie sich auch im Laufe des Abends zeigt, durchaus ein Merkmal des Poetry Slams 2016: Problemen der heutigen Zeit mit Humor zu begegnen. Offenherzig, aber durchaus sozialkritisch.

Die Teilnehmer René Sydow, Yannic Steinkellner, Michael Heide und Sandra da Vina der ersten Vierergruppe beweisen neben gutem Sprachgefühl vor allem auch eines: Einen Hang zur komödiantischen Romantik — und der wird belohnt. Da Vina kann nämlich mit ihrem Text zum Thema „Der erste Kuss“ nicht nur den Gruppensieg einheimsen, sondern hält auch ein Plädoyer für das Küssen im Allgemeinen: „Wer küsst, kann nicht Helene Fischer mitsingen oder die AfD wählen — also küsst euch!“

In der zweiten Vierergruppe mit Micha-El Goehre, Aylin Celik, Christofer — mit f — und Björn Gögge, setzt sich der Essener Goehre gegen die Wort-Konkurrenz durch. Die sicher 120 Leute im Publikum fragen sich bei seinem Auftritt erst verwundert, was mit diesem Mann nicht stimmt, als er mit einhaltenden Pausen folgenden Satz sagt: „Ich — denke — du — siehst — das — total — falsch.“ Kann dieser Mann nur mit Pausen sprechen? Nein, wie sich bei seinem zweiten Satz offenbarte: „Es ist echt nicht einfach, mit einer Frau zu streiten, die in einem Kettenkarussell fährt.“ Die Lacher hat Goehre damit direkt auf seiner Seite. Und die Geschichte rund um seine Ex-Freundin, die ein Kirmesvagabundenleben führt, beschert dem Essener noch mehr Gelächter und vor allem auch Applaus und damit Höchstpunktzahl an diesem Abend.

Das Finale machen da Vina, Goehre und Heide, der Drittplatzierte mit den meisten Punkten, unter sich aus. Im Finale sorgt da Vina mit der humorvollen Beschreibung ihres Künstlerlebens, welches ihr die Freiheit lässt, einfach mal im Bett liegen zu bleiben, für Gelächter im Publikum: „Ich kann erstaunlich viele Dinge aus dem Bett heraus, mithilfe des Staubsaugers, machen. Dem Paketboten, der aber kontinuierlich klingelte, musste ich allerdings meine Unterschrift genauestens erklären ‚Das S mit viel Schwung’’.

Am Ende des Abends darf die selbst ernannte „Realitätsverweigerin“ die vom Schlachtgarten gesponserte Flasche Rhabarberschnaps mit nach Hause nehmen — und hat dem Publikum gemeinsam mit ihren Konkurrenten für einige Augenblicke genau das auch ermöglicht: Einen Moment jenseits der Realität — Lachen inklusive.

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