Christlich-muslimisches Projekt „Wir haben alle zwei Ohren und eine Nase“

Zwei Krefelder Chöre und ein Orchester präsentieren ein christlich-muslimisches Weihnachtsoratorium in vier Städten.

Christlich-muslimisches Projekt: „Wir haben alle zwei Ohren und eine Nase“
Foto: Günes

Krefeld. Das Projekt klingt wie eine Mammut-Aufgabe: Zwei Krefelder Chöre mit insgesamt 80 Sängern und ein Kammerorchester geben in der Friedenskirche ein Konzert, das auf der Bibel und dem Koran basiert. Das ist nicht nur durch den Zeitaufwand und die Koordination der Musiker eine Herausforderung. Als sich die Verantwortlichen überlegt haben, ein Oratorium auf die Beine zu stellen, dessen Basis der Koran bildet, gab es das Werk noch nicht. Das war im Frühjahr 2015.

Christlich-muslimisches Projekt: „Wir haben alle zwei Ohren und eine Nase“
Foto: Günes

Komponiert hat es Betin Günes oder „der türkische Mozart“, wie ihn Chorleiter Hans-Jörg Böckeler nennt.

Günes ist Komponist, Pianist, Dirigent und ein Mensch, der durch Musik zwischen unterschiedlichen Religionen und Kulturen vermitteln will. „Wir haben alle zwei Ohren und eine Nase. Nicht jeder Christ will Kreuzzüge führen und nicht jeder Moslem ist ein Terrorist“, sagt er.

Er hat es sich in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht, das Oratorium zu schreiben. Die Grundlage ist eine Sure im Koran, in der die Geburt Jesu Christi Erwähnung findet. „In der Sure 19 Maria heißt es, dass die Menschen nach der Geburt zu Maria gekommen sind und Jesus hat gesagt: ,Ich bin Gesandter Gottes’“, erklärt Betin Günes, der seit 35 Jahren in Deutschland lebt und aus der Türkei stammt.

Das Weihnachtsoratorium werden der Dionysius-Chor Krefeld sowie die Kantorei der Friedenskirche unter der Chorleitung von Hans-Jörg Böckeler singen. Begleitet werden die Krefelder vom Turkish Chamber Orchestra, das Günes leitet. Vier Konzerte werden es insgesamt (siehe Kasten). Im ersten Teil des Abends wird das christliche Weihnachtsoratorium von Bach, Kantate eins bis drei, gesungen. Nach einer Pause folgt dann das Werk von Günes.

Geprobt haben die Chöre anfangs getrennt voneinander. Mittwochs probte die Kantorei und donnerstags der Dionysius-Chor. Die gemeinsamen Proben finden dann an Wochenenden statt, damit es für die Sänger passt. „Man darf nicht vergessen, dass das Laien sind und keine Profis“, sagt Böckeler.

Der Chor wird allerdings auch gesanglich von Profis unterstützt. Vier Solisten sind bei allen Konzerten dabei. Einer der Solisten ist Günes Gürle, Bass, der bei der Deutschen Oper am Rhein singt. Des weiteren singen: Jana Marie Gropp, Sopran, Ava Gesell, Mezzo Sopran und Lacin Modiri, Tenor.

Das Kammerorchester, das Günes leitet, zeichnet sich vor allem auch durch die internationalen Künstler aus. Günes hat es selbst gegründet. Mit dem Turkish Chamber Orchestra hat er 2014 bereits in der Friedenskirche überzeugt. Er hatte Bach, Mozart und Eigenkompositionen präsentiert und sich auch selbst an den Flügel gesetzt.

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