Museum Burg Linn Weltkulturerbe-Projekt: Als Römer Geschichte erleben

Arbeitskreis will Erwachsenen und Kindern bis zum Bewerbungsjahr 2020 den Limes als Unesco-Weltkulturerbe näher bringen.

Museum Burg Linn: Weltkulturerbe-Projekt: Als Römer Geschichte erleben
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Zwei kleine und zwei große Römer kommen aus der Ausstellung heraus und stellen sich vor die neue Infotafel: Mit dem Besuch zweier Unesco-Klassen und zweier „echter“ Römer gab der Limes-Arbeitskreis in Linn jetzt den Startschuss für seine Aktivitäten bis zum Bewerbungsjahr 2020.

Cathleen und Joshua aus der Klasse 4a der Uerdinger Paul-Gerhardt-Schule tragen Kleider, die an römische Zeiten erinnern. „Wir haben uns gemeldet, denn wir wollten dazugehören“, sagen sie. Da sind sich die beiden, die schon in ihrer Schule die Kleidung ausprobieren konnten, einig. Für sie ist das Thema Welterbe nichts Neues: „Sie wussten, was Unesco ist“, sagt Museumsleiterin Jennifer Morscheiser-Niebergall.

Die Schüler der beiden Klassen bekamen aber andere neue Dinge erklärt und gezeigt. Die Museumsleiterin führte durch die Ausstellung und hob dabei besonders das Einende des Unesco-Gedankens hervor: So konnten Kinder aus spanischen, albanischen, iranischen oder afghanischen Familien ihre Herkunft sofort auf der Römerkarte verorten. Und ein Junge aus Spanien erkannte die antiken Öl-Amphoren von Besuchen in Valencia wieder. Die beiden „Römer“ zeigten den Kindern, wie ein Legionär oder ein Bewohner des Lagerdorfs ausgerüstet war, wie man auf Täfelchen schreibt und wie man einen Geldbeutel bastelt.

Diese Einführungen in das römische Leben für Schulklassen bilden den ersten Schwerpunkt der museumspädagogischen Arbeit. Für das kommende Jahr sollen auch Veranstaltungen für Privatleute oder etwa Kindergeburtstage entwickelt werden. Wichtig dabei: „Wir wollen den europäischen Gedanken vermitteln“, erklärt Morscheiser-Niebergall. Schon jetzt, und diese Neuerung wurde am Dienstag im Museum vorgestellt, informieren ein Bildschirm und eine Tafel über das römische Leben am niedergermanischen Limes.

Mit zahlreichen anderen Orten an der niedergermanischen Grenze zum Barbarenreich hat man sich zusammengeschlossen, um über das Projekt zu informieren. „Dies ist der erste Info-Point am Niederrhein“, sagt Arbeitskreismitglied Dirk Senger.

Unter der digitalen Anzeige in Dauerschleife ist auch eine Landkarte angebracht, die vom römischen Leben am niedergermanischen Limes erzählt. Außerdem hat der Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing einen Flyer erstellt, der die Geschichte des Kastells zusammenfasst und die Welterbe-Bewerbung erläutert.

Am Donnerstag, 24. November, gibt es einen Vortrag vom antragstellenden Landschaftsverband Rheinland: Steve Bödecker, Limes-Koordinator des LVR, stellt das Projekt vor (19 Uhr, Rittersaal, Eintritt frei). Das Leben der Römer soll zusätzlich durch eine Vitrine mit unterschiedlichen Exponaten dargestellt werden. In der Reihe das „Besondere Objekt“ wird als erstes eine syrische Reibeschale ausgestellt, die eine aramäische Inschrift hat. „Ein seltenes Stück“, sagt der ehemalige Museumsleiter Christoph Reichmann.

Mit Inhalt gefüllt werden muss noch der Ort, an dem das Kastell mit seinen Nachfolgern stand: Denn er ist zwar als Grünfläche ausgewiesen — aber derzeit sieht man dort am Rhein nichts von den Römern. „Unsere Aufgabe ist es, die Sichtbarmachung des Kastells zu konzipieren“, sagt Annette Schieck vom Deutschen Textilmuseum: „Wie können wir das Kastell begreifbar machen?“

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