Weihnachtsmärchen: Im dunklen Wald nur leises Kieksen

Die „Stadtmusikanten“ rauschen am Publikum vorbei.

Krefeld. Es gibt das, was Kinder lustig finden. Und das, von dem Erwachsene denken, dass Kinder es lustig finden. Irgendwo im großen leeren Raum dazwischen liegt die Kunst, gutes Kindertheater zu machen und die grausamste Sorte Publikum zufrieden zu stellen. Es ist gnadenlos ehrlich und lacht niemals aus Höflichkeit.

Beim Weihnachtsmärchen im Stadttheater bleibt es 90 Minuten lang ziemlich still, was ein deutliches Warnzeichen ist. Hier hat man in den vergangenen Spielzeiten, vor allem bei "Hinter verzauberten Fenstern", ein großen Johlen, Kreischen und Jubilieren vernommen. Bei den "Bremer Stadtmusikanten" ist es eher ein gelegentliches Kieksen.

Die Inszenierung ist viel zu lang und von einer Behäbigkeit, die selbst Tschechow-Fans in Scharen aus dem Theater treiben würde. Nicht, dass Regisseur Jens Schmidl kein Konzept hätte, ganz im Gegenteil. Es passt nur nicht zum Ziel, Kindern in der Vorweihnachtszeit eine unterhaltsame Stunde Theater zu schenken. Schmidl hat Esel (Markus Haase), Hund (Ronny Tomiska), Katze (Simone Stahlecker) und Hahn (Clarissa Herrmann) zum Pantomime-Training geschickt. Sie bewegen sich in verfremdeten Masken zu einer kunstvollen Choreografie (beides Peter Siefert), die von Minute zu Minute die Distanz zu ihnen vergrößert.

Auch die Dialoge der Fassung von Peter Ensikat sind abgehoben und schwerfällig, wirken wie philosophische Abhandlungen über Freiheit und Solidarität, unterbrochen von albernen Einlagen. Doch selbst der Slapstick - sonst bei Kindern ein Selbstläufer - rauscht wirkungslos vorbei. Einzig die drei Räuber Denknach (Paula Emmrich) Schlagzu (Tim Kalhammer-Loew) und Laufweg (Lena Kußmann) sorgen mit ihren Eigenarten für Lacher.

Zusätzlich gebremst wird das lahme Treiben durch die Lieder von Stefan Lienenkämper, die den Spannungsbogen durchschneiden wie das ewige Geträller in schwächeren Disney-Filmen.

Fast spannender als das Stück sind die Umbaupausen, in denen das großartige Bühnenbild von Kaspar Zwimpfer in Windeseile vom Feld zum Wald zum Räuberhaus mutiert. Diesen faszinierenden Spielplatz der Fantasie können die Kinder dank des Programmheftes zu Hause nachbasteln. Auf diese Weise bringen die "Bremer Stadtmusikanten" dann doch noch ein bisschen Spaß.

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