Viele Fragen bleiben offen

Bei den Tanztagen Move bringt Choreograf Hans Tuerlings mit „Jeden Tag wird es besser. Gut wird es nie“ ein sperriges Stück auf die Bühne.

Krefeld. "Die Kunst der Liebe habe ich von Naso gelernt" sagt die zierliche Frau in dem roten Kleid auf der Bühne. Gemeint ist der römische Dichter, der auch unter dem Namen Ovid bekannt ist.

Sein berühmtes Lehrgedicht "Ars Amandi" liegt dem neuen Tanzstück des niederländischen Choreografen Hans Tuerlings zugrunde. Unter dem Titel "Jeden Tag wird es besser. Gut wird es nie" erlebte das Stück jetzt seine Premiere im Rahmen der Tanztheatertage "Move!" in der Fabrik Heeder.

Im Mittelpunkt steht dabei weniger die Liebe als die grundsätzliche Frage, wie der Mensch heute leben soll. Eine knappe Stunde lang findet Tuerlings mit den Akteuren seiner Kompanie Raz darauf sehr sperrige Antworten. Der Tanz spielt dabei nicht unbedingt die Hauptrolle, denn die Darstellerinnen Daniela Lehmann, Dina de Dik und Helma Melis haben auch anderes zu tun.

Nach dem ersten Solo, das von sehr unruhigen Bewegungen gekennzeichnet ist, legt sich Lehmann für eine lange Sequenz auf den Boden. Es folgt eine ebenso lange musikalische Passage, bei der Otine van Erp ihrem Akkordeon ungewöhnliche Töne entlockt. Als die letzen Seufzer verklungen sind, gesellt sich in schwarzem Kleid Dina de Dik dazu. Sie raucht erst mal eine Zigarette. Als ein Zuschauer das unfreundlich kommentiert, raucht sie bemerkenswert cool weiter. Dann beginnt sie einen Text über Ovids Dichtung vorzulesen. Ihre Bewegungen sind hektisch und extrovertiert wie ihre Sprechweise.

Im Schlussteil kommt mit Helma Melis die ebenfalls schwarz gekleidete dritte Tänzerin ins Spiel. Sie bleibt stumm, lässt im Gegensatz zu den anderen nur ihren Körper sprechen.

Alle drei agieren wie in ihrer Welt Gefangene mit nervösen Bewegungen. Dem Thema kommt man als Zuschauer nicht auf die Spur. Vieles bleibt zu spröde, vordergründig rätselhaft und uneinheitlich. Lose reihen sich die tänzerischen, musikalischen und sprachlichen Sequenzen aneinander. Welcher Disziplin man den Vorzug geben will, bleibt das Geheimnis des Choreografen.

Einige Zuschauer wollten das Ende gar nicht abwarten und verließen vorzeitig das Theater. Vielleicht haben sie zu Hause ins Bücherregal gegriffen, um nachzulesen, was Ovid denn nun tatsächlich über die Liebe gesagt hat.

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