Seidenkultur in Krefeld Vernissage im Livestream und mehr

Krefeld · Krefelder Haus der Seidenkultur zeigt eine Ausstellung zu Hüls als Seidenstandort und überzeugt erneut mit einer großen Offenheit für digitale Vermittlungswege.

 Sprecher Dieter Brenner (v.l.) und Kuratorin Ulrike Denter in der neuen Ausstellung, deren Eröffnung auf Youtube gestreamt wird.

Sprecher Dieter Brenner (v.l.) und Kuratorin Ulrike Denter in der neuen Ausstellung, deren Eröffnung auf Youtube gestreamt wird.

Foto: Andreas Bischof

Eigentlich würde man es von einem „Haus der Seidenkultur“, in dem die Geschichte der Seidenweberei in historischen Gemäuern anschaulich lebendig gehalten wird, nicht erwarten, dass es vorne dabei in Sachen Digitalisierung ist. Eigentlich. Aber die Krefelder waren nicht nur als Akteure der Seidenstadt für Überraschungen gut, auch heute muss man bisweilen staunen. Denn das Haus der Seidenkultur ist ein positives Beispiel vor Ort für ein privates Museum, das auf besondere hybride – also gemischte – Art digitale Angebote und ganz handgemachte Ausstellungen und Erlebnisse miteinander mischt.

Das Haus ist für eine auch digitale Zukunft perfekt gerüstet. Und die Bestrebungen fingen schon vor Corona an. Etwa mit dem Projekt „Mingei: Darstellung und Bewahrung alter Handwerke“, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ finanziert wird. So wird es demnächst, wie Sprecher des Museums Dieter Brenner verrät, virtuell gestützte Führungen geben, bei dem Besucher über ein Endgerät von einem „Avatar“ durch die Ausstellungen des Hauses geführt werden – das ist nur ein Beispiel. Ein weiteres ist Geocaching, eine Art digital gestützte Schnitzeljagd.

Ulrike Denter kuratierte
„Mit dem Land verwoben“

Fast zum Standard des Hauses gehört aber inzwischen das Arbeiten mit YouTube-Videos. So wird auch die kommende Ausstellungseröffnung am 26. September (11 Uhr) per Livestream erlebbar sein. Die Ausstellung „Mit dem Land verwoben – von Hauswebern und Seidenfabrikanten“, liebevoll und mit ausgesprochen beeindruckender Fach- und Ortskenntnis kuratiert von Ulrike Denter, widmet sich der früheren selbstständigen Gemeinde und dem heutigen Stadtteil Hüls im Kontext der Seiden-Tradition der Region. Im Rahmen des Themenjahrs „Provinz“ des „Museumsnetzwerks Niederrhein“.

Es ist eine kleine Schau auf zwei Räume aufgeteilt, die aber mit sehr informativen Texttafeln, einigen Abbildungen und ausgewählten Exponaten aus der Seidenproduktion einen akzentuierten Eindruck davon vermitteln kann, wie Krefelder Seidenfabrikanten in das ländliche Umland hineinwirkten, und welche Gegenwirkungen daraus erwuchsen. Am Beispiel von Hüls in seiner besonderen geschichtlichen Rolle. Auch religiöse und politische Aspekte spielen eine Rolle.

Man erfährt viel über familiäre Verwicklungen (de Greiffs), über die Blütezeit der Hülser Hauswebereien von 1800 bis 1880, aber auch über Rebellion im Zuge von Strukturwandel. Und, dass Hüls als Standort im gleichen Atemzug mit New-York oder London genannt wurde, von wo aus man dank Stream die Vernissage sich auch anschauen kann, bei der es unter anderem ein Rahmenprogramm mit dem Hülser Musiker Wolfgang Jachtmann geben wird.

Informationen zu Projekten und Öffnungszeiten der Ausstellung, die bis zum 13. März 2021 zu sehen sein wird, finden sich online. Am Sonntag zwischen 13 und 15 Uhr können die ersten Besucher die Ausstellung in der Luisenstraße 15 betreten.

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