Verführer in der Schattenwelt

Kobie van Rensburg will Mozarts „Don Giovanni“ als Film Noir auf die Bühne bringen.

Verführer in der Schattenwelt
Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Helles Licht und lange Schatten, ein düsterer Blick auf die Welt: Was im Hollywood-Kino der 40er und 50er Jahre die Schwarze Serie prägte, ist auf der Opernbühne eher ungewöhnlich. Der südafrikanische Regisseur Kobie van Rensburg wagt es trotzdem: Er inszeniert im Stadttheater eine Film-Noir-Fassung von Mozarts „Don Giovanni“. Die Premiere ist am Samstag um 19.30 Uhr.

„Mit harten Scheinwerfern und tiefen Schatten wollen wir diese Ästhetik erzeugen“, erklärt van Rensburg. Das Bühnenbild von Dorothee Schumacher und Lutz Kemper, das vor allem aus Projektionsflächen besteht, verstärkt das Gefühl einer Schwarz-Weiß-Optik. „Wenn wir Farbe einsetzen, dann sehr bewusst in bestimmten Momenten.“

Auch inhaltlich lässt sich die tragische Geschichte des größten Verführers aller Zeiten mit den Gestalten des Film Noir verknüpfen. „Der Zynismus, die Kälte und die pessimistische Weltsicht stecken in der Oper drin“, sagt Dramaturgin Ulrike Aistleitner. „Wir sehen Don Giovanni beim Untergang zu.“ Zeitlich ist die Oper ins New York der 1920er und 30er Jahre versetzt.

In der Titelrolle singt der niederländische Bassbariton Martin-Jan Nijhof — auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Besetzung. „Wir sehen Don Giovanni nicht als Macho und Wüstling, sondern als feinen, eleganten Mann“, sagt Kobie van Rensburg. „Seine Wandlungsfähigkeit ist seine größte Waffe.“ Als Donna Anna wurde die junge Spanierin Elena Sancho Pereg engagiert.

Wie in seiner Erfolgsproduktion „Figaros Hochzeit“ wird van Rensburg die italienische Oper nicht klassisch übertiteln, sondern mit Hilfe von Sprechblasen, also Projektionen im Bühnenbild, übersetzen. In all dem spiegelt sich sein Ansatz, frühere Inszenierungen des populären Stoffs außer Acht zu lassen und sich allein auf Partitur und Libretto zu konzentrieren. „Alles andere können ja auch schlechte Gewohnheiten sein, die wir mitgeschleppt haben.“

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