Kultur Trotz Erfolgen weniger Besucher

Krefeld · Das Textilmuseum zieht unabhängig von den Zahlen eine positive Bilanz und stellt das Programm für 2020 vor.

 Annette Schieck (l.) ist Leiterin des Textilmuseums, Isa Fleischmann-Heck ihre Stellvertreterin.

Annette Schieck (l.) ist Leiterin des Textilmuseums, Isa Fleischmann-Heck ihre Stellvertreterin.

Foto: Andreas Bischof

Als man am Deutschen Textilmuseum Krefeld 2019 auf das vorangegangene Jahr blickte, konnte man stolz einen Besucherrekord vermelden. Knapp 18 000 Menschen besuchten 2018 die Ausstellungen des Linner Hauses.

Nun ziehen Leiterin Annette Schieck und ihre Stellvertreterin Isa Fleischmann-Heck erneut Bilanz und blicken auch auf die kommende Saison; doch sind für 2019 die Zahlen weniger rosig: 13 150 Besucher. Vielleicht ein Ausrutscher? Wieso just im Bauhaus-Jahr weniger Menschen Ausstellungen im Textilmuseum besuchten, wird noch zu analysieren sein.

Dennoch gäbe es wenig Gründe, Trübsal zu blasen, denn das Museum, das auch dafür bekannt ist, selbst intensiv an der eigenen Sammlung zu forschen und an vielen Projekten beteiligt zu sein, plant für 2020 durchaus Vielversprechendes – und kann auf für das Haus Bedeutendes zurückblicken.

Das Textilmuseum ist international vernetzt

Höhepunkte aus 2019 waren unter anderem die noch aktuell laufende Ausstellung „Zeitkolorit – Mode und Chemie im Farbenrausch“, bei der es um synthetische Farben geht und die in das Projekt Weltbunt – das nun ausläuft – eingebunden war. Die Ausstellung, die noch bis zum 29. März zu sehen ist, hatte übrigens in den ersten drei Monaten schon über 5000 Besucher. Ein positiver Trend.

Große Aufmerksamkeit in der Szene – weltweit – erhielt das Museum als Austragungsort der Tagung des „Centre International d‘Étude des Textiles Anciens“ (Cieta), das Forscher zu historischen Textilien verbindet. Passend zur Farben-Ausstellung drehte sich bei der mehrtägigen Konferenz mit 120 Gästen alles um „Farben, Farbstoffe und die Bedeutung von Farben“ – übrigens, ein Thema, das in der Textilforschung bis dato keine Beachtung fand.

Auch erwähnenswert sind zwei Publikationen. Ein umfangreiches Begleitbuch zu „Zeitkolorit“ und die gemeinsam von Schieck und Historiker Dirk Senger verfasste Forschungsarbeit „Textile Erwerbung und Sammlungsstrategie in der NS-Zeit“ zur textilen Provenienzforschung.

Weitere Projekte liefen oder laufen noch. Etwa „Fabric of my life“, das, wie alle Projekte des Museums in einer Ausstellung mündet, und Migration und Kleidung in den Fokus nimmt oder „Parvenü“, das sich mit bürgerlichem Aufstieg im 18. Jahrhundert auf vielschichtige Weise auseinandersetzt. Hierzu kommt eine Ausstellung zum Stadtjubiläum 2023. Die Forschungen von Walter Bruno Brix zu ostasiatischen Textilien führen zu einer Ausstellung noch dieses Jahr und Katalin Nagy forscht an präkolumbischen Textilien – also Artefakte, die vor die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus zu datieren sind (Ausstellung 2021).

In diesem Jahr sind neben „Zeitkolorit“ noch zwei weitere Ausstellungen geplant, die aufhorchen lassen.

Vom 10. Mai bis zum 13. September wird es ein bisschen intim. Denn die kommende Ausstellung gewährt einen – auch kunstvoll aufgeladenen – Blick auf historische Unterwäsche zwischen 1850 und 1930. Der Arbeitstitel „Hauchzarte Gebilde“ verspricht charmant verspielte Einblicke – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn neben originalen Objekten, wie beispielsweise eine Rockstütze für einen Cul de Paris, eine Mode, die das Hinterteil des Rockes überaus expressiv betonte, wird auch Kunst, die Unterwäsche durchleuchtet, zu sehen sein. Ellen Korth hat hauchzarte Drucke von Fotografien mittels Leuchttischen durchleuchteter Unterwäsche geschaffen, die die innere Struktur – will man etwas sinnlicher formulieren, die Seele – der Wäsche offenlegt. Die Ausstellung wird sich zudem auch filmischer Mittel bedienen.

Vom 11. Oktober bis April 2021 wiederum thront der „Goldene Drache“ im Textilmuseum. Präsentiert werden chinesische Motive vom Mittelalter bis heute, indes auch mit Augenmerk auf unseren speziell europäisch gefärbten Blick nach Osten – der von unserer eigenen Perspektive geprägt ist. Es wird sogar eine modische Mao-Jacke aus den 1970er Jahren zu bewundern sein. Geplant sind ein Begleitband und ein Bestandskatalog. Flankiert wird die Ausstellung durch enge Kontakte zum Seidenmuseum in China und zur chinesischen Botschaft in Berlin; deren Vertreter voraussichtlich auch bei der Eröffnung zugegen sein werden. Wer indes in Linn fehlen wird, weil er „nicht ausleihbar sei“, ist der goldene Drache „Frau Mahlzahn“ von der Augsburger Puppenkiste. Schade!

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