Training für die große Rolle

Im Opernstudio Niederrhein sammeln vier junge Sänger und ein Pianist erste Bühnenerfahrung. Das Stipendium ist eine echte Chance.

Training für die große Rolle
Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Talent allein reicht oft nicht aus: Wenn junge Sänger nach dem Studium in die Karriere starten wollen, finden sie die Türen an Opernhäusern und Stadttheatern häufig verriegelt vor. „Die Ensembles werden immer kleiner“, erklärt Andreas Wendholz, Operndirektor am Theater Krefeld und Mönchengladbach. „Die Häuser müssen mit weniger Personal das gleiche Angebot bestreiten. Deshalb wollen sie in der Regel den fertigen Sänger, der schon alles können soll.“

Damit der Nachwuchs nicht vollends auf der Strecke bleibt, hat Wendholz gemeinsam mit der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule das Opernstudio ins Leben gerufen. Vier junge Sänger und ein Pianist können darüber erste Bühnenerfahrungen sammeln. Sie übernehmen kleine und mittlere Partien in laufenden Produktionen und studieren auch größere ein. „So können sie Stück für Stück in Rollen hineinwachsen.“

Auch das Theater profitiert. So können trotz des kleinen Ensembles alle Rollen hochwertig besetzt werden, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Außerdem gehen die Stipendiaten in Schulen, um dort junge Menschen für „Die Zauberflöte“ oder „Cosi fan tutte“ zu begeistern.

Dennoch sind Lisa Katarina Zimmermann, Charlotte Reese, Andrey Nevyantsev und die nun neu verpflichteten Jesse Wong und Sebastian Seitz für das Theater keine billigen Arbeitskräfte, wie Andreas Wendholz betont: „Es geht um Förderung.“

So werden hochkarätige Meisterkurse, Sprecherziehung und sogar Deutschunterricht angeboten. „Das Stipendium ist in vielerlei Hinsicht eine Chance.“ So tourte Zimmermann unlängst mit eigenem Programm durch Österreich, Seitz wurde in Bozen als Papageno verpflichtet. „Wir hoffen, dass die Teilnehmer über das Opernstudio feste Engagements finden“, sagt Wendholz.

Die Finanzierung des Projekts gelingt mit Sponsoren. Die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland sowie die Sparkassen Krefeld und Mönchengladbach steuern einen fünfstelligen Betrag bei. Dabei geht es um mehr als regionale Kulturförderung, wie Marketingleiter Bernd Hösen (Sparkasse Krefeld) betont: „Talentsuche ist ein Thema für alle — auch für uns als Unternehmen.“

Für das Theater beginnt die nächste Talentsuche bereits im Frühjahr — dann werden drei Plätze im Opernstudio neu ausgeschrieben. Beim letzten Mal kamen fast 100 Bewerbungen.

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