Tiefe Töne mit Nachklang

Erst hat Rüdiger Ziesemann Bass gespielt, dann hat der gelernte Tischler selbst welche gebaut. Heute hat sein Laden Bassline in der Szene längst einen Namen.

Krefeld. Rüdiger Ziesemann nimmt eines der vielen Bretter aus einem Regal in seiner Werkstatt und klopft darauf. „Jedes Holz klingt anders“, erklärt er. „Das hier klingt höher, weil es härter ist.“

Das Holz, das Ziesemann in seiner kleinen Manufaktur in Hüls verarbeitet, hat selbst schon klingende Namen. Aus Sumpfesche oder Wolken-ahorn werden Instrumente, die dann Universal oder Worp heißen. Aus den Brettern sind dann mit viel Liebe zum Detail hergestellte E-Bässe geworden.

Kernstück der Werkstatt am Mühlenweg ist eine moderne CNC-Fräse. Das computergesteuerte Gerät formt aus den Brettern die elegant geschwungenen Körper der E-Bässe. Erlernt hat der 1957 in Kempen geborene Ziesemann den Beruf des Tischlermeisters — und er hat selbst schon in jungen Jahren E-Bass gespielt.

Ende der 70er Jahre war Ziesemann mit seiner Jazz-Rock-Band Cheapness Forever auch in Krefeld zu hören. „Die Leidenschaft fürs Spielen ist zur Leidenschaft fürs Bauen geworden“, sagt Rüdiger Ziesemann.

Schon während der Ausbildung entwirft er erste Bässe. Da der Instrumentenbau ihn aber noch nicht ernähren kann, gründet er zunächst mit Kollegen eine „ganz normale“ Schreinerei. 1993 wagt Ziesemann dann den Schritt vom Tischler zum Instrumentenbauer und kreiert das Label „Bassline“. Mit eigenwilligen Konzepten macht er schnell auf sich aufmerksam.

Schon 1984 hat Ziesemann einen Bass-Stuhl erfunden. Das Griffbrett des Basses wuchs hier sozusagen aus einem Stuhlbein heraus, der Spieler saß auf seinem Instrument. Durch die vergrößerte Masse ergab sich eine vielbestaunte Verlängerung des Nachklangs, des sogenannten Sustains.

Auf den Klang legt Ziesemann besonderen Wert. Er hat sein Ideal am großen Bruder des E-Basses, am akustischen Kontrabass, ausgerichtet. Aus dem Bass-Stuhl hat er das im Stehen zu spielende Modell Universal entwickelt, dessen verbreiterter Hals immer noch mehr Masse als ein normaler E-Bass aufweist. Auch beim Umhänge-Modell Worp ist der verbreiterte Hals Teil des Konzepts.

Worp und Universal haben wie der Kontrabass ein bündchenloses Griffbrett, sind „Fretless“-Modelle, so der englische Fachbegriff. Das gängigste Bassline-Modell, der Buster, ist standardmäßig dann aber doch eine Bassgitarre, deren Hals Bündchen aufweist. „Aber der Fretless-Bass ist gerade wieder stark im Kommen“, freut sich Ziesemann.

An die 60 Bässe fertigen Ziesemann und zwei Angestellte pro Jahr, seine Frau Martina kümmert sich ums Kaufmännische. „Der Markt ist eng“, weiß Ziesemann, aber er hat sein Geschäft auf die Ansprüche der Zeit ausgerichtet.

So unterhält Bassline nicht nur eine eigene Internetseite, sondern auch einen Online-Shop für Bass-Einzelteile. Und wer will, kann sich mit Unterstützung von Ziesemann im Rahmen eines Workshops in der Hülser Werkstatt seinen eigenen Traum-Bass bauen.

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