GriechischeTragödie Eine Frau kämpft für ihren Bruder

Krefeld · Antigones Geschichte ist auf der Bühne des Stadttheaters zu sehen. Inszeniert hat sie Schauspieldirektor Matthias Gehrt.

Im Stadttheater feiert das Stück „Antigone“ am Samstag Premiere. Es gibt noch Karten.

Im Stadttheater feiert das Stück „Antigone“ am Samstag Premiere. Es gibt noch Karten.

Foto: Matthias Stutte

 Die Geschichte ist mehrere tausend Jahre alt, aber sie kreist um ein Thema, das gerade in der letzten Zeit sehr aktuell ist. „Im Zentrum steht die Frage des zivilen Ungehorsams“, sagt Schauspieldirektor Matthias Gehrt über „Antigone“ von Sophokles. Seine Inszenierung des antiken Klassikers ist ab Samstag im Theater Krefeld zu sehen. Bereits am Abend zuvor gibt es in der Fabrik Heeder das Stück „Schwester von“, das Antigones Schwester Ismene in den Fokus rückt.

Bei Sophokles geht es um Antigone, die sich ihrem Onkel Kreon widersetzt. Dieser hat nach dem Tod von Antigones Vater Ödipus und ihrer Brüder die Herrschaft in Theben übernommen. Als Kreon befiehlt, dass Antigones Bruder Polyneikes, der Theben gewaltsam erobern wollte, nicht bestattet werden darf, ist die junge Frau entsetzt. Für sie gilt das Gesetz der Götter, das eine Ehrung der Toten verlangt. Trotz Androhung der Todesstrafe widersetzt sie sich dem unbarmherzigen menschlichen Gesetz und vollzieht ein Totenritual.

Die familiären Verstrickungen Kreons mit Antigone, das Abwägen zwischen Moral und Gesetz, sowie die Konsequenz von einmal gefällten Entscheidungen – das alles führt zu einem dramatischen Konflikt, der unaufhaltsam in eine Tragödie mündet. „Das ist Weltliteratur erster Güte“, sagt Gehrt, der mit seiner Inszenierung sowohl die Sprache betonen, als auch eine besondere Atmosphäre schaffen möchte. Als Übersetzung hat er die Fassung von Peter Krumme gewählt. „Er übersetzt sehr korrekt in eine heutige, direkte Sprache“, so der Regisseur. Zugleich bleiben aber Musikalität und Versmaß des Originals erhalten. Für die besondere Atmosphäre, die den Übergang von einem Kriegsschauplatz zu einem Trauerritual zeigen soll, hat Gabriele Trinczek ein reduziertes Bühnenbild entworfen.

Eine frontal ausgerichtete Treppe und ein frei über die Bühne führender Steg kennzeichnen die Situation vor dem königlichen Palast. Im Lauf des Abends wird die Bühne mit insgesamt hundert Kerzen angefüllt. „Die Stimmung verändert sich durch die Kerzen stark“, sagt Trinczek. Diese besondere Aufgabe übernimmt Schauspielerin Melina Mänz, die dabei als stumme Doppelgängerin Antigones agiert. Die Titelrolle verkörpert Vera Maria Schmidt, die sich erstmals dem Krefelder Publikum mit einer Hauptrolle vorstellt. Joachim Henschke spielt König Kreon, Eva Spott den Seher Teiresias und Carolin Schupa Antigones vernünftige Schwester Ismene.

Der Chor, der im antiken Drama eine ganz wichtige Rolle spielt, wird nur von einem Schauspieler verkörpert. Michael Ophelders wird in dieser Funktion auch musikalisch aktiv werden. Mit seinem Spiel auf dem Saxofon (Komposition Jörg Ostermayer) wird er die Texte in der Musik weiterspinnen. Der Konflikt um die von Menschen gemachte Politik und höhere moralische Instanzen ist für das Regieteam auch deshalb so spannend, weil diese Thematik zum ersten Mal durch eine Frauenfigur verkörpert wird.

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