Krefeld Theater-Spielplan: Mischung aus Klassikern und Raritäten

Krefeld. Ein rot geschminkter und zu einem Kuss geformter Mund leuchtet auf der Titelseite des neuen Theaterheftes. Mit dieser verführerischen Nahaufnahme möchte das Theater Lust auf die nächste Spielzeit machen.

Das Ballett „Sinfonie des Lebens“ von Robert North.

Das Ballett „Sinfonie des Lebens“ von Robert North.

Foto: Matthias Stutte

Noch weitere, teilweise ungewöhnliche Blickwinkel und Nahaufnahmen aus dem Theateralltag finden sich in diesem Heft, das damit auch direkt auf den Spielplan hinweisen möchte.

Die Oper „Der Konsul“ (l.).

Die Oper „Der Konsul“ (l.).

Foto: Matthias Stutte

Eine der Leitfragen, die sich Generalintendant Michael Grosse und sein Team sich dabei gestellt haben, war, wie man sich aus heutiger Sicht historischen Stoffen annähert. „Im Mittelpunkt steht immer das Ensemble, es ist der Protagonist“, formuliert Grosse einen weiteren zentralen Gedanken.

Das Schauspiel „Wir sind Borussia“.

Das Schauspiel „Wir sind Borussia“.

Foto: Matthias Stutte

Darüber hinaus betont er, dass das Ensemble so aufgestellt sei, dass man viele Werke der Weltliteratur ohne externe Kräfte darbieten könne. Wie man dabei Bekanntes und Unbekanntes vermischen kann, zeigt ein Blick auf die Sparte Ballett.

Mihkel Kütson, Generalmusikdirektor

Direktor Robert North kündigt zwei neue Produktionen an. Ein dreiteiliger Abend wird den berühmten „Bolero“ enthalten, der vor einigen Jahren bereits zu sehen war. Damals war er mit der hinreißenden Choreografie „Fado“ verknüpft, jetzt soll er den Mittelteil zwischen dem Stück „Für meine Tochter“ und einem dritten, noch namenlosen Teil bilden. Während der „Bolero“ große Orchestermusik erfordert (die allerdings vom Band kommen wird), werden die beiden anderen Teile von Klaviermusik begleitet sein.

In dem Ballettabend „Souvenirs aus Ost und West“ verarbeitet North eigene Erinnerungen von einer Reise nach Russland, die er kurz nach dem Mauerfall unternommen hat. Die russischen Souvenirs werden mit Eindrücken aus Amerika und Kuba in Kontrast gesetzt, dazu gibt es Musik von George Gershwin und Dimitri Schostakowitsch.

Im Musiktheater erwartet das Publikum eine Mischung aus Klassikern und Raritäten. So wird in Krefeld erstmals die Oper „Hamlet“ von Ambroise Thomas zu erleben sein. Rafael Bruck wird die Titelrolle singen, an seiner Seite Sophie Witte als Ophelia.

Eine weitere Rarität ist Gian Carlo Menottis Oper „Der Konsul“. Sopranistin Izabela Matula wird in dieser Produktion ihre Abschiedsrolle in Krefeld geben. In Mönchengladbach wird die beliebte Sopranistin noch in „Lohengrin“ zu hören sein. Verdis Freiheitsoper „Nabucco“ und Christoph Willibald Glucks „Orpheus und Euridike“ zählen zu den populäreren Werken.

Das leichtere musikalische Fach wird mit der Operette „Die Faschingsfee“ von Emmerich Kálmán bedient, das Krefelder Publikum kann sich auf ein Wiedersehen mit dem Klassiker „My Fair Lady“ freuen.

Noch ein Geheimnis, was den Inhalt betrifft, ist das sogenannte Format „Carte blanche — Musiktheater modern“. Bei diesem speziellen Forum für moderne Oper nimmt das Publikum auf der Bühne Platz und wird direkt in das Geschehen einbezogen.

Für das Schauspiel, das insgesamt ein Repertoire von 20 Stücken umfasst, kündigt Direktor Matthias Gehrt acht Neuproduktionen an. Darunter sind echte Klassiker wie „Der zerbrochene Krug“ von Kleist und Schillers „Die Räuber“. Letzteres wollte Gehrt immer schon einmal inszenieren und erfüllt sich jetzt diesen Wunsch. Auch seine Leidenschaft für die antiken Stoffe kommt mit der „Antigone“ von Sophokles zur Geltung.

In der Reihe außereuropäisches Theater gibt es als deutschsprachige Erstaufführung das Stück „Deine Liebe ist Feuer“. Geschrieben hat es der aus Syrien stammende Autor und Dramaturg Mudar Alhaggi. Er beschreibt den Alltag von Menschen in Damaskus mitten im Krieg. Auch der Regisseur Rafat Al Zakout stammt aus Syrien, lebt inzwischen als Flüchtling in Berlin.

Um Krieg und den Verlust eines geliebten Menschen geht es auch in David Grossmanns Text „Aus der Zeit fallen“, der von Orit Gal dramatisiert wurde. „Es ist kein Trauerspiel, sondern auch ein Fest des Lebens“, sagt Gehrt. Als „Unterhaltungsblödsinn auf hohem Niveau“ kündigt Gehrt dafür das Schauspiel-Musical „Monty Python’s Spamalot“ an.

Auch im Schauspiel wird es personelle Veränderungen geben. Helen Wendt und Jonathan Hutter treten neue Engagements in Oldenburg und München an.

Hochkarätige Solisten konnte Generalmusikdirektor Mihkel Kütson für die Konzerte gewinnen. So wird im Oktober Nils Mönkemeyer das Konzert für Viola von William Walten spielen, und auch Geigerin Elina Vähälä wird erneut mit den Sinfonikern musizieren. „Neben unbekannteren Werken wird es auch die Blockbuster Bruckner, Dvorák und Strauss geben“, so Kütson.

Ein umfangreiches Programm für theaterbegeisterte Jugendliche haben sich auch die Pädagoginnen Silvia Behnke und Maren Gambusch einfallen lassen. Gemeinsam mit den Jugendclubs studieren sie in Mönchengladbach ein Tanz-Stück zu Gottfried Kellers Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorf“ ein und in Krefeld Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“.

Mit einer Kreativ-Werkstatt und zahlreichen Workshops erweitern die Pädagoginnen auch das Angebot für Lehrer und Familien. Mit diesen vielfältigen Angeboten möchten die Theaterleute das Publikum einladen „Theater mit allen Sinnen zu genießen“.

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