Theater Theater plant neue Spielzeit – trotz Corona

Krefeld · In Krefeld könnte ab dem 12. September wieder Theater, Oper und Ballett gespielt werden. Im neuen Spielplan findet sich sogar eine besondere Corona-Musikrevue.

 Generalintendant Michael Grosse (v.l.), Operndirektor Andreas Wendholz, Marketingleiter Philipp Peters, Theaterpädagogin Maren Gambusch, Schauspieldirektor Matthias Gehrt und Dramaturgin Regina Härtling stellten die Spielzeit 2020/21 vor.

Generalintendant Michael Grosse (v.l.), Operndirektor Andreas Wendholz, Marketingleiter Philipp Peters, Theaterpädagogin Maren Gambusch, Schauspieldirektor Matthias Gehrt und Dramaturgin Regina Härtling stellten die Spielzeit 2020/21 vor.

Foto: Matthias Stutte

Die Vorstellung der neuen Spielzeit gehört in der Theaterwelt zu den ersehnten großen nachrichtlichen Höhepunkten.

Normalerweise stürzen sich Berichte über das kommende Programm auf besonders herausragende Leckerbissen, auf vielleicht lang erwartete Premieren, die es dann doch auf den Spielplan geschafft haben, auf die eine oder andere Wiederaufnahme. Normalerweise würde auch dieser Bericht mit dem zu erwartenden großen Knall im Spielplan für 2020/21 des Theaters Krefeld und Mönchengladbach beginnen. Sich auf die vielversprechendste Premiere im Reigen der Planungen stürzen oder vice versa je nachdem bemängeln, dass ein bestimmter Komponist oder Theaterautor mal wieder nicht im Programm zu finden ist. Hypothetisch. Vielleicht würde sich in den ersten Zeilen dieses Artikels auch schon ein Hinweis auf die ästhetisch ansprechende Gestaltung des neuen Spielzeitheftes durch die Krefelder Agentur Montagmorgens finden. Normalerweise.

Den neuen Spielplan vorzustellen hat auch symbolischen Wert

Aber es ist zurzeit nichts normal. Und von „neuen Normalitäten“ wollen wir hier lieber schweigen. Die Corona-Krise hat vieles, wenn nicht alles, verändert, zumindest vieles, was wir als selbstverständlich angesehen haben, dieser Selbstverständlichkeit enthoben. Das ist Fakt, völlig unabhängig davon, wie man nun zu dieser oder jener Entscheidung und Einschätzung steht.

Fakt ist auch, dass insbesondere die Theater durch die angeordneten Einschränkungen massiv betroffen sind. Dass sie vor sehr großen Unsicherheiten stehen, nicht wissend, wie und wann sie wieder öffnen dürfen. Und sind sie es doch gerade eigentlich immer schon gewesen, die den Menschen in Krisen und Zeiten der Not mit ihrer Kunst zur Seite standen, was sie perfider Weise just in einer der schwersten Krisen unserer Zeit nicht oder nur sehr rudimentär durch digitale Angebote können.

Deshalb muss dieser Artikel auch damit beginnen, wie großartig es doch ist, dass Generalintendant Michael Grosse und sein gesamtes Team trotz aller Fragezeichen, trotz aller Unsicherheiten, ihren Plan für die kommende Spielzeit fertiggestellt und vorgestellt haben – mit Änderungen indes gegenüber der ursprünglichen Planung.

Das ist ein beachtliches Zeichen, ein Signal nach innen und außen, das besagt: Wir sind da, wollen und können, wenn wir denn dürfen. Das Theater selbst spricht hier auch von seiner Identität; wir würden gerne ergänzen: Identität, die sich in dem Spielplan, in den Konzepten spiegelt oder besser gesagt die Manifestation dieser Identität ist.

Auch wenn allein das an sich schon bedeutsam ist, dass unser Theater vielleicht auch mit gewissem Trotz einen Spielplan für die nächste Saison bereithält, wollen wir natürlich nicht versäumen, darauf einen vorerst vorläufigen kurzen Blick zu werfen. Die Lage ist dynamisch – heißt es ja seitens der Politik so oft –, also weiß noch keiner, wie wir über Theateröffnungen und Spielplänen in den kommenden Wochen denken werden; aber trotzdem, der Plan sieht wie folgt aus.

Die Oper „Rusalka“ soll Spielzeit in Krefeld eröffnen

War sie zwar schon als „Geisterpremiere“ per Video-Stream zu sehen, möchte das Theater der „Rusalka“-Inszenierung von Ansgar Weigner nicht verwehren, auch eine „wahrhaftige“ Premiere erleben zu dürfen. Somit wird, wenn es denn so kommen darf, die Spielzeit am Krefelder Haus mit der Dvořák-Oper am 12. September eröffnet. Die eigentlich für diesen Tag vorgesehene Premiere von Donizettis „Regimentstochter“ wandert in die Spielzeit 2021/22, wie in einem ergänzenden Papier zum Spielzeitheft zu lesen ist. In Mönchengladbach startet die Saison mit „Cabaret“.

Krefelder Opernfans können, geht es nach den Plänen des Theaters, den 4. Oktober rot in ihrem Kalender anstreichen oder sich je nach digitaler Affinität einen Termin im E-Kalender anlegen. Denn Richard Strauss’ Salome, inszeniert von Anthony Pilavachi unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, feiert an diesem Tag – hoffentlich – nach ihrer Premiere in Mönchengladbach in der letzten Saison auch ihre Taufe in Krefeld. Die nächste große Opernpremiere in Krefeld ist im März 2021 Puccinis „Madama Butterfly“ auch unter der Leitung von Kütson in der Inszenierung von Thomas Jonigk.

Die Herzen von Musical-Fans dürfte zweifelsohne höher schlagen lassen, dass Webbers „Sunset Boulevard“ nun am 3. April auch nach Krefeld kommt. In Mönchengladbach feiert übrigens noch im Mai 2021 „Eine Nacht in Venedig“ von Strauß Premiere, der „Fliegende Holländer“ muss leider bis zur Spielzeit 2021/22 warten.

Corona-spezifische Besonderheiten finden sich nicht nur in Spielplanänderungen; es gibt auch Inhaltliches zu vermelden. Wie schon zum Brexit plant Ulrich Proschka, auch die Corona-Zeiten in einer Musikrevue aufzuarbeiten. „Alle Maskiert – wir können ein Lied davon singen“ lautet der Arbeitstitel. Ist das geschmacklos? Die Antwort der Macher: „Die Krise ist hart, aber ganz ohne Humor auch nicht zu bewältigen.“ Und in diesem Sinne soll es ab dem 21. Februar 2021 in einer Onstage-Produktion in Krefeld auch um Fragen gehen wie: „Warum horten Deutsche Klopapier, Franzosen Rotwein und Amerikaner Waffen? Welche Pannen ergeben sich beim Homeoffice, oder wie überstehen Eltern das Homeschooling ihrer Kinder?“. Ähnliche Gefilde, indes aus ernsterer Perspektive, beackert auch das Opernpasticcio, also eine Art musikalische Collage, unter dem Arbeitstitel „The Plague – die Seuche“ von Kobie van Rensburg.

Auch in der Sprechtheater-Sparte hat Corona Spuren hinterlassen. Zumindest organisatorisch. So rückt die Premiere von Schillers „Wilhelm Tell“, die eigentlich im Mai Premiere am Theater Krefeld gefeiert hätte, auf den Platz des Schauspiels „Vögel“ von Wajdi Mouawad (1. November 2020). Letzteres rückt weiter nach hinten und soll Premiere an dem Tag, das ist der 6. Juni 2021, haben, an dem eigentlich „Hamlet“ in Krefeld zum ersten Mal zu sehen gewesen wäre. Ein Verlust für Shakespeare-Fans, denn „Hamlet“ solle, so das Theater, infolgedessen vorerst entfallen. „Elling“, inszeniert von Matthias Gehrt, kommt am 11. Oktober nach Krefeld, wie auch Thomas Goritzkis Version von „Der Raub der Sabinerinnen“ (30. Dezember).

Theater plant Beuys-Abend –
in Mönchengladbach

Manche mögen Polanskis bedrückende Verfilmung von „Der Tod und das Mädchen“ kennen. Aber nicht nur für diejenigen dürfte die Premiere in der Fabrik Heeder am 29. Dezember von Rafat Alzakouts Version des Stückes von Ariel Dorfman eine Empfehlung wert sein. Tschechows „Drei Schwestern“ sind ab dem 30. Januar in Krefeld zu sehen. Dedi Baron führt Regie.

Und es gibt noch eine besonders erfreuliche Ankündigung aus der Theaterküche. Denn offenbar lässt es sich das Theater zum Glück nicht nehmen, dem berühmten Sohn der Stadt, Joseph Beuys, der 2021 100 Jahre alt geworden wäre, ein Stück unter dem Arbeitstitel „Beuys’ Küche“ zu widmen. Für das sich Sebastian Blasius und Christoph Klimke verantwortlich zeichnen. Wieso aber die erste Premiere von diesem „performativen Theaterabend“ just in Mönchengladbach und nicht in der Geburtsstadt des Künstlers Krefeld stattfinden soll (26. März), ist durchaus zu fragen.

„Heimaterde“ von Muataz Abu Saleh und Bashar Murkus – übrigens eine deutschsprachige Erstaufführung – kommt am 10. April 2021 in die Fabrik Heeder. „Der Fall D’arc“ von Philipp Sommer und Maja Delinić wiederum erwartet das Krefelder Publikum im Mai 2021.

In der Ballettsparte serviert uns Robert North ab dem 14. November seinen Shakespeare-Abend „Der Sturm/Ein Sommernachtstraum“ in Krefeld. Sein „Mata Hari“ (zunächst in Mönchengladbach) kommt erst später nach Krefeld. „Liebe und Tod“ widmet sich der Choreograf hier am 8. Mai 2021, mit Musik unter anderem von Schubert. Apropos Musik. Die Konzertsaison 2020/21 beleuchten wir in einem separaten Artikel.

Spielplanänderungen sind, teilt das Theater mit, nur in der Onlineversion des Spielzeitheftes markiert. Der Vorverkauf für die Saison müsse zudem verschoben werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort