Theater im TAM: Schöner sterben und besser scheitern

„Das Röcheln der Mona Lisa“ im TAM — mit viel Skepsis und ein wenig Quatsch.

Krefeld. Natürlich röchelt die Mona Lisa nicht. Sie lächelt. „Das Röcheln der Mona Lisa“ aber hat der österreichische Meister der konkreten Poesie, Ernst Jandl, sein Hörspiel aus dem Jahr 1970 genannt. Das Theater am Marienplatz brachte das Stück jetzt mit sieben Sprechern heraus.

Jandl macht also aus Lächeln Röcheln. Er gibt damit einen methodischen Hinweis auf seinen Umgang mit der Sprache. Durch Variationen zerstört er herkömmliche Bedeutungen und konstruiert damit natürlich neue, nicht selten solche, die sich einer Deutung entziehen.

„Ein akustisches Geschehen für eine Stimme und Apparaturen“ hieß Jandls Werk ursprünglich im Untertitel, mit „Apparaturen“ meinte er wohl die technischen Möglichkeiten der Verfremdung im Rundfunkstudio. Auf diese Effekte verzichtet das TAM, der Chor tritt an die Stelle der Stimmdopplung.

Szenisch ist die TAM-Aufführung letztlich nicht, auch wenn Regisseur Karsten Lehl dem Ensemble eine Bewegungschoreographie verordnet hat. Eine Handlung und Figuren konstituieren sich dadurch nicht. Man wartet vergeblich auf Mona Lisa.

„Wir sind jung“, spricht der Chor, und einer antwortet: „Und das war schön.“ Die Vergangenheitsform der Replik führt die Selbstvergewisserung der Behauptung ad absurdum. Und das ist wohl in dieser Textcollage Jandls die Hauptsache: Die Fragwürdigkeit jeglicher Sinnvermutung soll in all ihrer Lächerlichkeit bloß gestellt werden.

Dem mittelalterlichen „Dû bist mîn, ich bin dîn“ wird der Name des Revolutionärs Hô Chí Minh als Reimantwort hintergerufen — manchmal macht Jandl auch einfach nur Quatsch. „Schöner sterben“ kann man hingegen als Devise ernstnehmen, nämlich als Steigerung des Beckettschen „Besser scheitern“.

Dass hinter all dem eine tiefe Skepsis steckt, ist klar. Verzweiflung wäre da eigentlich die einzige Konsequenz. Dank Jandl kann man dieser in der TAM-Inszenierung aber das ein oder andere Schmunzeln abringen.

Aufführungen am 14., 21. und 28. März, jeweils 22 Uhr.

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