Kultur Theater: Ein ganzes Leben auf einer Bühne

Im Stadttheater feiert das Ballett „Eine Frau ohne Namen“ von Robert North am Sonntag, 2. Oktober, Premiere. Es gibt noch Karten.

Kultur: Theater: Ein ganzes Leben auf einer Bühne
Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Wenn am Sonntag im Theater die Lichter gedimmt werden, kommt ein ganzes Leben auf die Bühne. Choreograph Robert North erzählt die Geschichte einer Frau, beginnend vor ihrer Geburt und bis über ihren Tod hinaus. Der britische Komponist Howard Blake, mit dem North unter anderem bei der Musicaladaption von „The Snowman“ zusammenarbeitete, schrieb für das Ballett eine Partitur im klassischen Stil für großes Sinfonieorchester mit Solovioline. Symbolisch, teilweise abstrakt, greift das gesamte Ballettensemble auf der Bühne Themen auf, die jeder kennt und jeden betreffen: Vergehende Zeit — älter werden.

Die Sopranistin Sophie Witte leiht der Frau ohne Namen ihre Stimme und lässt gemeinsam mit dem gemischten Chor oratorienähnlich zusätzliche musikalische Ebenen entstehen. „Die Musik stammt aus insgesamt sechs Werken von Blake.

Angefangen mit Sleepwalking im Prolog bis Benedictus im Finale“, sagt Sheri Cook, die als Choreographieassistentin mit dem Ensemble noch einige Stunden Proben vor sich hat. „Die Geschichte könnte das Leben jeder Frau sein. Sie wächst auf, heiratet, bekommt Kinder. Wird unglücklich, lässt sich scheiden, hat beruflichen Erfolg, lernt einen neuen Mann kennen.“

„Das klingt für Theaterstoff zunächst unspektakulär“, sagt Dramaturgin Regina Härtling. Tatsächlich rege der Stoff jedoch zum Nachdenken und nicht zuletzt zu Diskussionen an. „Howard Blake liebt schwierige Themen“, sagt Härtling in Hinblick auf den philosophischen Exkurs des Ballettabends, denn mit dem physischen Tod der Hauptfigur endet noch nicht das Stück. Stattdessen folgen North und Blake der namenlosen Frau ins Leben nach dem Tod.

Hauptinspiration zu der teilweise religiös und spirituell besetzten Symbolik der jenseitigen Welt, die North auf der Bühne zeigt, war für den Choreografen die Malerei der Renaissance mit ihren opulenten Engelsdarstellungen. „Hier geht es weniger um Religion, als vielmehr um die kulturell verankerten Bilder der westlichen Welt“, sagt Sheri Cook, die lächelnd anmerkt, dass sie in ihrer gesamten Laufbahn immer einmal tanzende Engel auf die Bühne bringen wollte.

„Die Mythologie und die manchmal sakral anmutende Musik fesseln und inspirieren“, verspricht Härtling. Während der vergangenen Spielzeit in Mönchengladbach hatte Karine Andrei-Sutter die Titelrolle der namenlosen Frau inne. Die gebürtige Schweizerin beendet jedoch ihre aktive Tanzkarriere zugunsten einer Lehrtätigkeit. Bei der Krefelder Uraufführung am Sonntag trägt nun Elisa Rossignoli das rote Kleid.

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