Tanz-Festival: Liebe als Trümmerfeld

Das Publikum reagiert verhalten auf Stephanie Thierschs „Blind Questions“.

Krefeld. Am Ende einer Liebesbeziehung geht es oft darum, wer was behalten darf. Das können banale Alltagsgegenstände sein, materielle Werte wie ein Haus oder der Kanarienvogel. Stephanie Thiersch setzt für ihre intermediale Tanzperformance "Blind Questions" in der Fabrik Heeder diese Situation an den Anfang.

Zwei Paare kommen auf die leere Bühne, beginnen zu reden. Die Liebe, ein uraltes und doch ewig aktuelles Thema steht im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen Abends, der jetzt im Rahmen des Festivals "tanz nrw 09" gezeigt worden ist. Es ist eine neue Produktion der Compagnie Mouvoir, die bereits zweimal in der Fabrik Heeder zu Gast war.

Leiterin Stephanie Thiersch hat für das knapp 80-minütige Stück Bühne und Film, Tanz und Sprache zu einer mitunter sperrigem aber auch tiefgründigen Erforschung des Themas verwoben. Vor allem die Filmszenen, die über eine im Bühnenraum schwebende Leinwand gezeigt werden, ziehen den Zuschauer in eine absurde Szenerie herein.

Die zufällige Begegnung eines Paares in einem Zimmer, in dem sich seltsame Dinge abspielen, wird mit dem Geschehen auf der Bühne auf vielfältige Weise in Beziehung gebracht. Gegenstände aus dem Zimmer, die schäbige blaue Blümchentapete, eine Matratze und ein altes Telefon gehören auch zu den wenigen Requisiten auf der Bühne.

In schnellem Szenenwechsel werden diese Gegenstände wie in einer Versuchsanordnung immer neu platziert, auch die vier Akteure (Viviana Escalé, Orlando Rodriguez, Juliana Venter, und Jens Münchow) finden in immer neuen Konstellationen zueinander. Da wird in unterschiedlichen Sprachen gesprochen, in atemlosen Tempo getanzt und mit Bellinis "Casta Diva" sogar eine ganze Arie gesungen. Liebe ist mehr Kampf als Zärtlichkeit, ist vor allem ein "Produktives Missverstehen", wie eine der auf der Leinwand erscheinenden Sentenzen zu verstehen gibt.

In drastischer Ausprägung zeigen dies Alexandre Castres und Alexandra Naudet als Filmpaar. Während es ihr gelingt, sich aus dem in sich zusammenstürzenden Zimmer, das wohl auch den Käfig einer Beziehung darstellen soll, zu befreien, bleibt der Mann tot auf der Strecke. Drastischer kann man das Scheitern einer Liebe wohl kaum darstellen. Das Publikum reagierte mit eher verhaltenem Beifall.

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