TAM: Bitte nicht allzu ernst nehmen

Urs Peter Schneider feiert Geburtstag mit kreuzkomischen Szenen.

Krefeld. "Bitte, bitte", flehte der Schweizer Komponist, Performer und musiktheoretische Grundlagen-Befrager Urs Peter Schneider augenzwinkernd auf seiner Geburtstagsfeier im Fischelner Theater am Marienplatz TAM, "bitte, bitte, nehmen Sie es nicht allzu ernst!"

Wie könnten wir auch, wo es doch um die Wurst geht. Einen leckeren Schneider-Abend haben die TAMilen dem Berner zum Jubiläum eingerichtet, und zwischen den Gängen stürzte der nun schon 70-Jährige stets Dumbledore-gleich mit grauer Mähne auf die Bühne und erläuterte, ergänzte und führte fort.

Es beginnt mit einem Schmankerl: "Würste - ein Kasperletheater" - hier zittert ein dünnes Wienerle, dort baumelt galgengleich der Schinkenwurstring, sogar ein Wurstrosenkranz wird gebetet.

Wir sehen den lustvollen Angsttraum eines Ferkels ebenso wie die fröhlich-phallische Notation beim Fleischer. Und hören dazu kakophonische Musik und Theatersprechübungen: "Fade Gerade", "schiefe Fliesen", "tiefe Wiesen" - man möchte aufstehen, mitessen und seinen Senf dazugeben.

Urs Peter Schneider, in Krefeld vor allem durch die vom TAM besorgte, 60 Stunden dauernde Aufführung seiner "Infinitive" bekannt, versteht seine Kompositionen, seine "Klänge, Worte, szenischen Geschehnisse" als offene Materialausbreitung.

Ein "solipsistisches Zeremonielle" nennt sich "Im Anstehen", und wird ohne das dazugehörige "außerordentlich schwere Tuba-Stück" zum dadaistischem Silbenspaß.

"Das Wiegen des Wesens", "Blasse Spur, Ritual", "Zwiezeiler", allesamt Musik-, Sprach-, Klangstücke, in denen die kompositorische Reflexion vor einer flachen, innerlichen Semantik steht.

So pendelt dieser kreuzkomische schweizer Abend oft zwischen wohlkomponiertem Quatsch und abgründiger Albernheit.

In seinen "Fragmenten aus dem Leben" beschreibt sich der Spötter Schneider selbst als "frühreifen Spätzünder", der mit "Kanons auf Spatzen schießt" - und beendet die Feier dann selbst mit dem "Zwiezieler" des Abend: "Der Hund sucht sein Heil in der Flucht, der Wurm sucht sein Heim in der Frucht."

Weitere Aufführungen: 13. und 27. Februar, jeweils 22 Uhr.

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