Streicher mit glasklaren Tönen

Die Niederrheinischen Sinfoniker widmeten sich in der Friedenskirche fast vergessenen Komponisten.

Streicher mit glasklaren Tönen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Zelenka? Hasse? In ihrer Zeit, dem frühen 18. Jahrhundert, gehörten die beiden sogar zu den berühmten Komponisten, doch heute sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Umso schöner, dass sie beim 2. Chorkonzert am Dienstagabend in der Friedenskirche einmal aufgeführt wurden.

Ein zusätzlicher Reiz ergab sich noch durch die Auswahl des Programms: Von beiden wurde ein Miserere in c-moll gesungen. Dasjenige von Jan Dismas Zelenka (1679-1745) leitete den Abend barocker Kirchenmusik ein.

Dabei orientierte sich das verkleinerte Orchester der Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson an der historischen Spielweise jener Zeit: Die Streicher verzichteten auf das Vibrato und schufen die charakteristischen „glasklaren“ Töne.

Der Niederrheinische Konzertchor (Einstudierung Maria Benyumova) zeigte sich in Bestform. Sein abschließendes Miserere III kam voller Inbrunst, dieser Ruf „Herr, sei mir gnädig!“ dürfte im Himmel angekommen sein. Als Solistin sang nicht minder ausdrucksstark Sophie Witte (Sopran).

Gemeinsam mit der Mezzosopranistin Olga Privalova gab sie in Giovanni Battista Pergolesis (1710-1736) „Stabat mater“ der Leidensgeschichte eine anmutige, teils zarte Note.

Aber auch der italienische Komponist, der nur 26 Jahre alt wurde, setzte die Trauer und Verzweiflung nicht nur in entsprechend düstere Musik um. Manche Soli und Duette der Sängerinnen erinnern an Opernarien, die weniger Tragik zum Inhalt haben. So schön kann Trauer auch klingen!

Noch einen Schritt weiter Richtung Oper geht das Miserere c-moll von Johann Adolf Hasse (1699-1783), der sich hautberuflich der Oper widmete. Neben den beiden Sängerinnen haben der Tenor Jae Sung An und Matthias Wippich (Bass) kurze Auftritte, die die Niederrheinischen Sinfoniker — nun wieder um die drei Bläser verstärkt — und der Chor begleiteten.

Ein langer Applaus folgte. Schade, dass sich nicht mehr Musikliebhaber auf das Entdecken wenig bekannter Musik eingelassen haben: Die Friedenskirche war nur zur Hälfte gefüllt.

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