Starke Frauen an den Saiten

Gudrid Hansdottir und Cassie Taylor lieferten mit ihren Bands perfekte Arbeit in der Kulturrampe ab.

Gudrid Hansdottir lebt auf den Faröer-Inseln und in Reykjavik (Island). Daheim ist sie ein Top-Star.

Gudrid Hansdottir lebt auf den Faröer-Inseln und in Reykjavik (Island). Daheim ist sie ein Top-Star.

Foto: A. Bischof

Krefeld. Die eine kommt von sturmumtosten Inseln im Nordatlantik, deren männliche Einwohner dafür bekannt sind, bisweilen die deutschen Nationalkicker ins Schwitzen zu bringen und einmal jährlich ein Blutbad mit Grindwalen anzurichten. Gudrid Hansdottir kommt von den Faröer-Inseln, ist hübsch, freundlich und eine hervorragende Gitarristin mit angenehmer Stimme.

Cassie Taylor aus Kansas City hat den Blues im Blut. Vorgestern spielte sie in Krefeld, gestern in Hamburg.

Cassie Taylor aus Kansas City hat den Blues im Blut. Vorgestern spielte sie in Krefeld, gestern in Hamburg.

Foto: A. Bischof

Die andere stammt aus Kansas City, Missouri, und hat den Blues in den Genen: Cassie Taylor (26) ist die Tochter von Otis Taylor, groß, schlank, mit wilder blonder Mähne und flinken Fingern an den Bass-Saiten. Gudrid trat mit Percussionist und zweitem Gitarristen am Dienstag in der Kulturrampe auf, Cassie den Abend danach mit Drummer und italienischen Gitarristen mit Wohnsitz New Orleans.

Die Faröer-Frau, die 2012 schon einmal in Krefeld spielte (Folklorefest), sahen 80 zahlende Besucher, die Kentucky-Frau exakt 42. Gleichzeitig spielte Leverkusen in Paris. Veranstalter Markus „Pille“ Peerlings schaute leicht betrübt drein, schließlich hatte er auch für das US-Trio die Hotelübernachtung zu zahlen.

Beide Frauen haben gerade frische Platten auf den Markt gebracht. Gudrid Hansdottir hat Heinrich Heine als „Co-Autor“ entdeckt, „ganz zufällig“, wie sie sagt. Sie verleiht den Texten des Dichters schwingende Töne. Überhaupt strahlt sie in ihren Liedern Fröhlichkeit und Leichtigkeit aus, selbst im Lied von den faröischen Fischern, deren Job kein Zuckerschlecken ist. Das singt sie in ihrer Heimatsprache, ansonsten ist sie auf Englisch unterwegs. Natürlich weiß sie, was Heine schrieb: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“.

Die wenigen Zuschauer am Mittwoch stören Cassie Taylor nicht. Sie und ihre Begleiter liefern beste Arbeit ab: Auf einmal explodiert der Blues zum Rock’n’Roll. Für viele ein persönliches Highlight: Cassies Version von „House Of The Rising Sun“. Das gibt es auf keiner ihrer Platten. Wenn andere ein Keyboard für den satten Klang benötigen, reicht dem Trio Cassies Stimme.

Am Ende tut sie Seltsames: Sie spielt im Dunkeln („wehe es macht jemand ein Handy-Video“), holt 20 Leute auf die Bühne, lässt den roten Vorhang zu- und zweimal kurz das Licht angehen: Zu sehen sind die Schatten dicht an dicht tanzender Menschen. „Pille“ Peerlings hat ein Fragezeichen im Gesicht.

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